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Nicht mehr übergangen werden
Damit Sicherheitsbeauftragte über Beinahe-Unfälle oder unsichere Situationen informiert werden, sollten Sibe sich im Unternehmen proaktiv bekannt machen. © raufeld

Sibe-Tipps : Nicht mehr übergangen werden

Vor allem neue Sicherheitsbeauftragte erleben, dass sie in ihrem Betrieb übergangen werden. Vier Tipps, was Sibe dagegen tun können.

Eine Kollegin ist über ein Kabel gestürzt, das bei Umbauten unsachgemäß verlegt wurde – die neue Sicherheitsbeauftragte (Sibe) erfährt zufällig davon, weil sich andere Mitarbeitende in der Küche darüber unterhalten. Auf ihren Hinweis, dass solche Mängel auch an Sibe herangetragen werden können, heißt es: „Ach wirklich, da hätten wir dich ansprechen können?“ Ein Kollege ist ganz erstaunt: „Du bist Sicherheitsbeauftragte?“ Dieses Beispiel ist zwar fiktiv. Doch vor allem neue Sibe erleben Ähnliches: Sie werden übergangen.

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Sibe werden nicht angesprochen, ihre Aufgaben sind oft unbekannt

Das belegt auch eine Umfrage unter mehr als 1.600 Sibe des Sachgebiets Sicherheitsbeauftragte der DGUV: 52 Prozent der Befragten erklärten, dass sie bei Fragen zu Sicherheit und Gesundheit nur selten von Mitarbeitenden angesprochen werden, 48 Prozent werden gar nicht oder zu spät über gefährliche Situationen informiert. 23 Prozent stellten fest, dass ihre Vorgesetzten die Aufgaben der Sibe nicht kennen.

Das frustriert nicht nur, sondern hemmt auch ihre Wirksamkeit im Betrieb. Es lohnt sich also, aktiv gegenzusteuern. „Es ist ja meist keine böse Absicht, wenn Sibe übergangen werden. Gerade am Anfang kennt man sie oft schlichtweg nicht“, sagt Gerhard Kuntzemann, Leiter des Sachgebiets Sicherheitsbeauftragte der DGUV, – und hat Tipps, mit denen Sibe ihre Position im Betrieb stärken können.


Tipp 1: Sich im Betrieb bekannt machen

Treten Sibe ihr Amt neu an, ist eine kurze Vorstellung per E-Mail oder im Intranet sinnvoll. Name, Position, die wichtigsten Aufgaben als Sibe, ein paar persönliche Worte – das reicht schon. Im nächsten Schritt können Sibe sich nach und nach persönlich vorstellen.

Tipp 2: Bei Konflikten ins Gespräch gehen

Laut Umfrage für manche Sibe ebenfalls ein Problem: Sie werden bei Betriebsbegehungen oder im Arbeitsschutzausschuss übergangen. Statt ihren Ärger herunterzuschlucken, sollten sie das konstruktive Gespräch suchen.

„Am besten sprechen Sibe die Führungskraft spontan in einem entspannten Moment an. Auf die direkte Frage ‚Haben Sie fünf Minuten Zeit oder passt Ihnen ein anderer Termin besser?‘ wird meist mit ‚Ach, dann machen wir das jetzt schnell‘ geantwortet“, sagt Kuntzemann. Dann klar formulieren, dass man künftig einbezogen werden möchte, mit Verweis auf den eigenen Wirkungsbereich.

Tipp 3: Souverän auftreten

Apropos Wirkungsbereich: Den sollten Sibe selbst am besten kennen und regelmäßig reflektieren. Was läuft gut, wo komme ich nicht weiter? Wer seine Rolle und Stärken kennt, kann diese souverän vertreten. „Seien Sie ruhig etwas selbstbewusst. In den Sibe-Schulungen haben Sie Wissen gesammelt, das andere nicht haben“, ermutigt Kuntzemann. Und wenn Wissenslücken auftreten: proaktiv Lernangebote nutzen.

Tipp 4: Kollegial kommunizieren

Mindestens so wichtig wie Fachwissen ist gute Kommunikation, betont der Experte. „Es ist vollkommen in Ordnung, nicht jede Frage beantworten zu können. Eine gute Reaktion: ‚Ich mache mich schlau und melde mich morgen bei dir‘.“ Und wenn Sibe auf Risiken aufmerksam machen: lieber kollegial statt besserwisserisch. Ich-Botschaften sind ein guter Einstieg, etwa: „Mir ist aufgefallen, dass dein Bildschirm immer noch flimmert, soll ich mal mit der IT sprechen?“