In Leichter Sprache auf aug.dguv.de Heiko Schmitz lebt mit seiner Familie vor den Toren Frankfurts. Seine Frau arbeitet als Pflegekraft in ei- nem Seniorenheim. Er montiert Autoteile bei einem großen Automobilzulieferer. Beide arbeiten sie im Schichtdienst. Das stellt das Familienleben ganz schön auf den Kopf. Heute hat Heiko Schmitz Nachtdienst. Um 7.30 Uhr kommt er von der Arbeit nach Hause. Seine Frau und die beiden Kinder sitzen schon am Frühstückstisch. Kurz setzt er sich müde von der Schicht dazu, verschlingt ein Brot und trinkt schnell eine Tasse Kaffee, bevor er die Kinder in den Kinder- garten bringt. Seine Frau verabschiedet er noch vorher, sie tritt um 8 Uhr ihre Schicht an. Auf dem Rückweg vom Kindergarten kommt Schmitz an einer Bäckerei vorbei. Es duftet herrlich. Hunger hat er nicht, aber Lust, und greift zu einem noch war- men Croissant, ehe er sich zu Hause ins Bett legt. Aus dem Takt gekommen. Das Beispiel zeigt, dass sich durch Schichtarbeit der Tagesrhythmus und die Mahlzeiten verschieben, was sich auf die Ernährungsgewohnheiten aus- wirken kann. Schmitz wäre nach seiner Schicht wahrscheinlich am liebsten sofort ins Bett gefallen, wollte aber gemeinsam mit seiner Familie frühstücken und musste anschließend die Kin- der in den Kindergarten bringen. Da die Ernährung die Gesund- heit und die Arbeitsfähigkeit und damit die Sicherheit bei der Arbeit beeinflusst, ist es gerade für Schichtarbeitende wichtig, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Das fällt vielen aber gar nicht so leicht. Unterstützung seitens des Unternehmens, beispielsweise durch Sicherheitsbeauftragte, kann Abhilfe schaffen. Sollten sie bemerken, dass Kolleginnen und Kol- legen während der Schicht häufig müde und unkonzentriert sind, zu Schokoriegeln und salzigem Knabbergebäck greifen und kaum Pausen einlegen, sollten sie diese Beobachtungen ansprechen. Gute Bedingungen schaffen. Arbeitgeber können ihre Beschäftigten mit einer gesundheitsfördernden Verpflegung am Arbeitsplatz unterstützen. „Wenn es keine Betriebskan- tine gibt, fördern ansprechend gestaltete Pausenräume mit Kühlschrank und Mikrowelle eine gesunde und ausgewogene Ernährung“, empfiehlt Susanne Leitzen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. Um herauszufinden, welches Konzept zum eigenen Betrieb passt, eignen sich Befragungen. Diese können beispielsweise die Sicherheitsbeauftragten an- regen und durchführen. Im Rhythmus bleiben. Der zirkadiane Rhythmus be- stimmt bei tagaktiven Personen den Schlaf und das Ernäh- rungsverhalten. Er ermöglicht, wiederkehrende Tätigkeiten, wie beispielsweise Schlafen und Essen, in einem relativ konstanten Rhythmus durchzuführen. Jede Form der Schicht- arbeit stört diesen Rhythmus. „Um gesund und leistungsfähig zu sein und zu bleiben, ist es wichtig, dass Schichtarbeitende sich bemühen, regelmäßige Mahlzeitgewohnheiten beizube- halten und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten“, weiß Leitzen. Das ist nicht immer einfach, wenn Schichtarbeitende zum Beispiel trotz verändertem Schlafrhythmus gemeinsam mit der Familie essen möchten oder wenn durch Stress und fehlenden Hunger Mahlzeiten ausgelassen werden. Mahlzeiten mitbringen. Wenn es keine Kantine gibt, sind selbst mitgebrachte Mahlzeiten die beste Variante. Ansonsten greift man schnell mal zu ungesunden Snacks aus dem Auto- maten. Als Mahlzeiten bieten sich Obst und Gemüse, Vollkorn- brot und Joghurt an. Geeignete warme Nachtmahlzeiten sind kleine Snacks, wie Falafel, Gemüsesuppen oder Ähnliches. „Wem Rezeptideen für leckere und abwechslungsreiche Ge- richte fehlen, der wird auf der Website jobundfit.de fündig“, sagt Leitzen. „JOB&FIT“ ist ein Projekt von Deutschlands Initi- ative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung „IN FORM“. Ausreichend trinken. Besonders während der Nachtschicht ist es wichtig, ausreichend zu trinken, um konzentriert der Ar- beit nachgehen zu können. „Gut geeignet sind warme und kalte Getränke ohne Koffein wie Trink- oder Mineralwasser, Früchte-, Kräuter- oder Rooibostee“, empfiehlt Leitzen. Für Kaffeeliebhaber gilt, nicht kurz vor Ende der Schicht noch zum koffeinhaltigen Getränk zu greifen. Das kann sich negativ auf den Schlaf auswirken und den ohnehin gestörten Rhythmus noch weiter negativ beeinflussen. Hilfreiche Informationen zu einer gesunden und ausge- wogenen Ernährung im Arbeitsalltag gibt es auf: jobundfit.de Ernährungstipps für Schichtarbeitende • Üppige Mahlzeiten vor dem Schlafengehen vermeiden • Über den Tag verteilt rund 1,5 Liter ungesüßte Früchte- oder Kräutertees und Mineralwasser trinken. Bei schwerer körperlicher Arbeit, hohen Temperaturen oder Arbeit in trockener, kalter Luft auch höhere Mengen • Den täglichen Mahlzeitenrhythmus, z. B. der Hauptmahl- zeiten, auch während der Schicht aufrechterhalten • Je nach Vorliebe drei große oder mehrere kleine Mahlzei- ten über den Tag verteilt zu sich nehmen • Mahlzeiten bewusst und nach Möglichkeit in Gesellschaft einnehmen i a m a P n i r i s a S / k c o t s r e t t u h S : d l i B 21 arbeit & gesundheit 2|2020