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Kranarbeiten: Sicher im Reich der Giganten
Alles im Blick: Konrad Kaboth ist Sicherheitsbeauftragter und weiß, wie er seine Kolleginnen und Kollegen bei der Kranarbeit unterstützen kann. © Foto: Jessica Schäfer

Arbeitssicherheit : Kranarbeiten: Sicher im Reich der Giganten

Damit Beschäftigte auf Baustellen mit dem Kran sicher arbeiten, ist eine sorgfältige Planung unverzichtbar. Denn bei Kranarbeiten zählt jedes Detail.

Morgensonne fällt auf eine Baustelle im Süden von Köln. Hier entsteht in einem Gewerbegebiet gerade eine neue Supermarktfiliale. Dafür benötigt das ausführende Bauunternehmen Betonfertigteile – die aber müssen erst noch angeliefert und an den richtigen Stellen platziert werden.

Für diesen Zweck hat die Bauleitung den Krandienstleister HKV Schmitz + Partner engagiert. Dazu ist ein Autokranführer mit weiteren Kollegen und einem Kran angerückt: ein knallgelbes Gefährt mit fünf Achsen, zehn mächtigen Reifen und aufgebautem Ausleger. Am Abend werden die zehn Betonteile stehen.

Die Position des Krans ist essenziell für sicheres Arbeiten. Unter anderem darf er nicht zu nah an der Kante der Baugrube stehen. © Foto: Jessica Schäfer

Herausforderungen bei Kranarbeiten vor Ort im Blick behalten

Damit der Auftrag sicher ausgeführt wird, ist Konrad Kaboth bereits seit sechs Uhr morgens auf der Baustelle. Der 65-Jährige hat bei HKV zwei Hüte auf. Einerseits ist er als Außendienstmitarbeiter für den Arbeitsschutz mitverantwortlich. Andererseits unterstützt er als Sicherheitsbeauftragter Führungskräfte und Beschäftigte beim Arbeitsschutz. Dazu gehört es, heute auf Herausforderungen der Baustelle aufmerksam zu machen.

„Der Fahrzeugkran darf der Baugrube nicht zu nahe kommen. Das Team muss ihn mindestens vier Meter von der Grubenkante entfernt aufstellen“, erklärt Kaboth. Der Abstand von der Grube ist wichtig, damit die Grubenwand nicht unter der Belastung der Kranstützen abbricht oder abrutscht. Das 60 Tonnen schwere Gefährt könnte einbrechen und umstürzen. Ein solcher Unfall hätte für alle Personen auf der Baustelle fatale Folgen.

„Eine der größten Gefahren ist unzureichende Tragfähigkeit des Bodens. Deshalb ist die Aufstellung des Krans auf tragfähigem Untergrund entscheidend für unfallfreies Arbeiten“, bestätigt Kaboth.

Wachsames Auge für Risiken

Über die Bedingungen am Einsatzort informiert sich der technische Außendienstmitarbeiter lange Zeit vor dem Einsatz auf der Baustelle. Im Kölner Gewerbegebiet war er bereits zwei Wochen zuvor. Kaboth hat dabei immer auch ein wachsames Auge für mögliche Gefahren.

„Um schwierige Einsätze zu planen, sind die Begehungen im Vorfeld extrem wichtig. Gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden klären wir unter anderem, wie wir die Last am besten bewegen und welche Anschlagmittel wir verwenden. In der Funktion als Sicherheitsbeauftragter achte ich besonders darauf, wo Risiken lauern könnten.“ Worauf Kolleginnen und Kollegen bei der Ausführung des Auftrags beim Eigenschutz achten müssen, gehöre ebenfalls zu seinen Aufgaben.

Tipp zum Weiterlesen

Weitere Informationen über sicheres Arbeiten mit Kranen erhalten Sie in der DGUV Information 209-012 Kranführer.

Erfahrene Sicherheitsbeauftragte bereichern den Betrieb

Bei HKV greifen die Funktionen von Außendienst und Sicherheitsbeauftragtem ineinander und ergänzen sich. So gehört es ebenfalls zu den Aufgaben von Kaboth, das Sicherheitskonzept von Auftraggebenden zu prüfen und mitunter zu überarbeiten. „Häufig kommt es zum Beispiel vor, dass ich bei der Demontage eines Gebäudes unseren Kran einige Meter weiter weg von der Baustelle aufstellen lasse als ursprünglich gewünscht“, erzählt Kaboth und ergänzt: „Damit schließen wir aus, dass Personen am Boden von herabfallenden Teilen getroffen werden.“

Vor Ort hat der Sicherheitsbeauftragte ein Auge darauf, dass genau solche Vorsichtsmaßnahmen auch eingehalten werden. Weil jede Baustelle anders ist und unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringt, spielen aufmerksame Sicherheitsbeauftragte bei Kranarbeiten eine entscheidende Rolle.

Sicherheitsbeauftragte enorm wichtig bei Kranarbeiten

Das weiß auch Ulrich Schulz. Er ist Aufsichtsperson und Fachreferent für Krane bei der Berufsgenossenschaft Verkehr (BG Verkehr) und arbeitet seit vielen Jahren mit HKV zusammen: „Sicherheitsbeauftragte wie Konrad Kaboth sind für Betriebe enorm wichtig. Sie sind auf der Baustelle direkt vor Ort und können so darauf achten, ob das, was im Vorfeld geplant wurde, auch umgesetzt wird.“

Kaboth bereichert mit mehreren Jahrzehnten Berufserfahrung das Kranunternehmen im besonderen Maße. Er ist an zahlreichen Projekten beteiligt und tauscht sich mit vielen Mitarbeitenden aus. Dadurch erfüllt der 65-Jährige eine wichtige Kommunikationsfunktion zwischen Belegschaft und Führungskraft. „Arbeitssicherheit ist ein integraler Bestandteil der Einsatzplanung der Firma.“, so Schulz

Wesentlich ist daran Konrad Kaboth beteiligt. Er ist tief in Abläufe und Betriebsgemeinschaft integriert. So kann er als Sicherheitsbeauftragter zur Qualität des Arbeitsablaufs beitragen“,fügt er hinzu und erzählt weiter: „Er genießt dabei das Vertrauen von Geschäftsführung und Kollegen gleichermaßen.“

Mit Handzeichen navigiert ein Kollege die kranführende Person. Welche Handzeichen sie verwenden, legen sie vorher fest. © Foto: Jessica Schäfer

Letzte Kontrollen laufen computergestützt ab

Auf der Baustelle im Kölner Süden hat der Kran nun seinen Stellplatz erreicht. Der Einsatz kann beginnen. Trotz ausführlicher Planung steht noch eine letzte Sicherheitskontrolle an, die Last-Minute-Risk-Analysis (LMRA), wie HKV-Geschäftsführer Michael Schmitz erklärt: „Bei der LMRA wird über den Krancomputer unter anderem kontrolliert, ob der Rüstzustand des Krans den Anforderungen des Einsatzes entspricht.“

Der Computer zeigt dem Kranführer oder der Kranführerin dafür die wichtigsten Einstellungen an – etwa wie weit die Stützen ausgefahren und wie viel Tonnen Gegengewicht vorgesehen sind – und leitet die Person in einzelnen Schritten durch den jeweiligen Rüstzustand.

Alle Einstellungen werden zum Schluss auch noch einmal von der Kranführerin oder dem Kranführer geprüft und bestätigt. „Zum Beispiel würde zu geringer Ballast dafür sorgen, dass der Kran beim Schwenken umkippt“, so Schmitz.

Beim Transport ist Feingefühl gefragt. Lasten dürfen nur sehr vorsichtig und möglichst in Bodennähe bewegt werden. © Foto: Jessica Schäfer

Bei Kranarbeiten müssen viele Anforderungen erfüllt sein

Neuere Krane besitzen heute eine umfangreiche Ausstattung an Sicherheitseinrichtungen, die sich zudem ständig weiterentwickelt. „Deswegen legen wir großen Wert darauf, dass die Maschinen, die wir in unseren Fuhrpark aufnehmen, dem aktuellen Stand entsprechen, um das Gefahrenpotenzial zu minimieren“, sagt der Geschäftsführer. Auch bei der Planung im Vorfeld setzt der Betrieb auf neueste Technik.

Ulrich Schulz von der BG Verkehr weiß: „Die Einsätze werden von HKV mit geeigneten Planungsprogrammen exakt vorbereitet. Diese erlauben es, die Konfigurationen des Krans genau auf den entsprechenden Auftrag abzustimmen.“ Dabei versucht der Geschäftsführer stets, so gut es geht, alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen: „Es sind Lösungen gefragt, die sowohl für den Auftraggebenden als auch die Beschäftigten die größtmögliche Sicherheit bieten.“

Betriebliches Sicherheitskonzept stetig weiterentwickeln

Auf der Kölner Baustelle kontrolliert der Kranführer zuletzt noch die Anschlagketten auf sichtbare Schäden. Dann kann die Arbeit beginnen. Doch Arbeitsschutz findet bei HKV nicht nur auf den Baustellen statt. Abseits warten weitere wichtige Aufgaben. Michael Schmitz erklärt: „Wir sind stetig dabei, unsere Maschinen und die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) immer auf dem neuesten Stand zu halten.“

Kürzlich etwa fragte das Team nach einem anderen Schutzhelm, den sie bei Beschäftigten aus dem Bereich der Windkraft-Montage gesehen hatten. Der Helm bietet diverse Vorteile und ist komfortabler.

Hierbei unterstützte der Sicherheitsbeauftragte Kaboth, indem er die Meinungen der Kolleginnen und Kollegen einholte. „Nachdem die Leitung den Helm geprüft hatte, wurde er für das gesamte Team angeschafft“, erzählt Schmitz. „Das ist ein klassisches Beispiel, wie der Sicherheitsbeauftragte an der Entwicklung des Sicherheitskonzeptes beteiligt wurde.“

Trotz ausführlicher Planung steht noch eine letzte Sicherheitskontrolle an, die Last-Minute-Risk-Analysis (LMRA). © Foto: Jessica Schäfer

Sicherheitsbeauftragter aus Leidenschaft

Eben dieser ständige Wandel hält auch Konrad Kaboth auf Trab. In Rente gehen? „Ich kann mir nicht vorstellen, jetzt schon den Helm an den Nagel zu hängen. Ich bin nicht der Typ, der einfach nur im Schaukelstuhl sitzen kann“, meint er.

Auf der Baustelle in Köln läuft nun alles rund. Für Kaboth ist es Zeit, zum nächsten Einsatz zu fahren. „Meine Aufgabe für heute ist erledigt“, sagt der Außendienstmitarbeiter mit einem zufriedenen Lächeln. Langweilig wird es für ihn nie. Vom Einsetzen eines Swimmingpools bis hin zum Bau von Autobahnbrücken bearbeitet HKV die unterschiedlichsten Aufträge.

„Jeder Einsatz ist anders und man lernt ständig neue Leute und Firmen kennen. Natürlich ist es nicht immer schön, im Winter um drei Uhr nachts aufzustehen, um früh auf einer Baustelle zu sein. Trotzdem ist das Amt des Sicherheitsbeauftragten meine Leidenschaft“, sagt Kaboth.

Checkliste

So können Sicherheitsbeauftragte beim Betrieb von Autokranen unterstützen:

  • Auf Baustellen die vertrauensvolle Verbindung zu ihrem Betrieb sein
  • Kranführer und Kranführerin kollegial mit fachlicher und betrieblicher Erfahrung unterstützen
  • Bei Organisatorischen Schwierigkeiten an der Einsatzstelle beraten und helfen
  • Mängel an Arbeitsmitteln und Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) melden. Ihren Austausch sicherstellen
  • Einsatzbedingungen wahrnehmen und Abweichungen von der Planung bei Führungskräften melden
  • Gefährdungen und Belastungen bemerken, die nur an der Einsatzstelle deutlich werden: ergonomische Mängel an PSA oder Arbeitsmitteln, mangelnde Schutzwirkung von PSA und Wetterschutzkleidung, mentale Belastungen beim Zusammenwirken unterschiedlicher Gewerke
  • Fragen aus den Einsätzen in den Arbeitsschutzausschuss (ASA) tragen