
Arbeitssicherheit : DGUV Barometer 2025 legt Lücken im Arbeitsschutz offen
Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Arbeitsunfälle ist rückläufig. Mit 752.125 meldepflichtigen Fällen im Jahr 2024 sank die Zahl um rund vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch besteht beim Thema Arbeitsschutz Handlungsbedarf – denn dafür nimmt der Stress in vielen Unternehmen kontinuierlich zu: 51 Prozent der befragten Beschäftigten berichten von höherem Zeitdruck, 43 Prozent von einem gereizteren Betriebsklima – und zwar branchenübergreifend. Diese und weitere Ergebnisse liefert das DGUV Barometer Arbeitswelt 2025, das am 26. März 2025 veröffentlicht wurde.
Zeitdruck und hohe Arbeitsbelastung: Ernstzunehmende Risiken
Für das DGUV Barometer wurden 2.018 Erwerbstätige – darunter 578 Führungskräfte und Arbeitgebende – zu Themen rund um sichere und gesunde Arbeit befragt. Das Spektrum reicht von wirtschaftlichen Herausforderungen und Maßnahmen zur Vermeidung von Arbeitsunfällen bis zu sicherem Arbeiten im Homeoffice. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Insbesondere die Zahlen zu den Themen Zeitdruck und Stress sollten Verantwortliche in Betrieben aufhorchen lassen. Denn sie untermauern ein Kernproblem: Das Thema psychische Belastung wird in vielen Unternehmen noch nicht ernst genug genommen – und somit werden auch nur unzureichende Schutzmaßnahmen ergriffen.
Zum einen sind hier die gesundheitlichen Risiken zu nennen. Zeitdruck und chronischer Stress können zahlreiche stressbedingte Symptome und Erkrankungen befördern. Darunter Schlafprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen. Zum anderen ist die Sicherheit am Arbeitsplatz gefährdet. Das sehen auch die Beschäftigten so: So nennen 50 Prozent der Befragten hohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck als Grund für ein erhöhtes Unfallrisiko am eigenen Arbeitsplatz – mit Abstand die meisten der befragten Beschäftigten. Dahinter folgen Überstunden aufgrund von Personalmangel (32 Prozent) und unzureichende Information und Kommunikation (27 Prozent), die die Befragten als Risikofaktoren für Arbeitsunfälle identifizieren.
Für Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV, sprechen die Ergebnisse eine eindeutige Sprache: „Zeitdruck, Fehler in der Kommunikation, mangelnde Spielräume können selbst zum Unfallrisiko werden. Diesen Faktoren sollten wir mehr Aufmerksamkeit schenken – da sind unsere Umfrageergebnisse eindeutig“, so Dr. Hussy im Interview im DGUV Barometer Arbeitswelt 2025.
Handlungsbedarf auch bei Gefährdungsbeurteilung und Unterweisungen
Auch bei wichtigen und verpflichtenden Instrumenten des Arbeitsschutzes deckt das DGUV Barometer Arbeitswelt Mängel auf. Auf die Frage, ob Beschäftigte von ihren Arbeitgebenden regelmäßig über Risiken für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit unterwiesen werden, antworten 20 Prozent mit „nein“. Noch größere Lücken offenbart die Frage nach der ebenfalls verpflichtend durchzuführenden Gefährdungsbeurteilung. Von den dazu befragten Führungskräften gaben zwar 61 Prozent an, dass in ihrem Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung an den Arbeitsplätzen durchgeführt wird. Aber bei 25 Prozent wird sie nicht durchgeführt.
So können Sicherheitsbeauftragte die Ergebnisse nutzen
An diesen zwei Beispielen zeigt sich die Relevanz der Ergebnisse des DGUV Barometers Arbeitswelt – auch für Sicherheitsbeauftragte. Sie sollten für das Thema psychische Belastung und mögliche Folgen sensibilisiert sein und Warnzeichen in ihrem Team erkennen. Auch sollten sie ihre Arbeitgebenden beziehungsweise verantwortlichen Führungskräfte daran erinnern, dass die Gefährdungsbeurteilung verpflichtend durchzuführen ist. Ebenso, dass Risiken durch erhöhte psychische Belastung dabei nicht ausgeklammert werden dürfen. Die Ergebnisse des DGUV Barometers Arbeitswelt können ihnen dabei helfen, im Zweifel mit konkreten Zahlen zu argumentieren.
DGUV Barometer Arbeitswelt: Ziele und Zielgruppen
Es ist das erste Mal, dass die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) das DGUV Barometer mit dem Fokus auf „Arbeitswelt im Wandel“ vorlegt. Ziel ist es, mithilfe repräsentativer Beschäftigtenbefragungen Erkenntnisse abzuleiten, die über reine Unfallstatistiken hinausgehen. Aus den Ergebnissen lassen sich aktuelle Trends und Tendenzen für Sicherheit und Gesundheit in Betrieben ableiten. Entsprechend breit ist die Zielgruppe, die vom DGUV Barometer Arbeitswelt profitiert: Arbeitgebende, Führungskräfte sowie alle Akteurinnen und Akteuren, die haupt- und ehrenamtlich für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz aktiv sind. Das DGUV Barometer Arbeitswelt gibt ihnen damit ab sofort jährlich einen aktuellen Einblick in die betriebliche Praxis und den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.