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Resilienz: Widerstandsfähigkeit gezielt stärken
Tief durchatmen und die Ruhe bewahren: In Stresssituation ist das oftmals nicht einfach. © Adobe Stock / Jacob Lund

Gesundheitsschutz : Resilienz: Widerstandsfähigkeit gezielt stärken

Menschen gehen mitunter aus Krisen gestärkt hervor. Resilienz heißt die Fähigkeit, die uns dabei hilft.

Bereits im ersten Lehrjahr wurde Lukas mit dem Tod konfrontiert. Im Altenpflegeheim, in dem er seine Ausbildung absolvierte, fand der angehende Pfleger eine Bewohnerin verstorben auf. Dieser Vorfall schockte ihn so sehr, dass er sich fragte, ob der Pflegeberuf das Richtige für ihn sei.

In vielen Berufen sehen sich Beschäftigte mit ungewöhnlichen, belastenden Situationen konfrontiert. Neben Beschäftigten des Gesundheits- und Sozialwesens fühlen sich Arbeitnehmende des Gastgewerbes, Handels und Verkehrs stark beansprucht.

Das zeigt der Stressreport 2019 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Als Ursachen nennt er Konkurrenzdruck, knappes Budget, hohe emotionale Anforderungen und sich ändernde Arbeitsmodelle.

Konkurrenzdruck, knappes Budget und hohe Anforderungen

Belastungen im Beruf machte die Weltgesundheitsorganisation WHO schon 2004 zum Thema: Sie stufte beruflichen Stress als eine der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts ein.

Mitarbeitende besser gegen ihn zu wappnen, ist deshalb eine zen­trale Aufgabe der Prävention. Dazu gehört auch die Berücksichtigung psychischer Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung. Sicherheitsbeauftragte können ihre Kolleginnen und Kollegen für Stress und Stressbewältigung sensibilisieren – und sie mit praktischen Tipps stärken.

Resilienz macht uns widerstandfähig

Wissen sollten sie dabei, dass He­rausforderungen positiv wie negativ wirken können. Sind sie positiv, spornen sie die Beschäftigten an. Wirken sie negativ, reagieren Menschen verschieden. Die einen leiden, erkranken gar physisch oder psychisch. Andere meistern sie ganz unbeschadet. Einige Psychologinnen und Psychologen sehen hier Resilienz als Schlüssel. Sie macht uns widerstandsfähig.

Resilienz hängt vom sozialen Netzwerk ab

Resilienz ist eine Fähigkeit, die von mehreren Faktoren begünstigt wird. Entscheidend ist die innere Haltung und wie Beschäftigte ihre Situation wahrnehmen und interpretieren. Wenn sie trotz Widrigkeiten darauf vertrauen, dass sich die Situation zum Positiven wendet, und wissen, dass sie selbst die Probleme aus dem Weg schaffen können, kommen Beschäftigte besser mit Ausnahmesituationen zurecht. Widerstandsfähigkeit hängt zudem von unserem sozialen Netzwerk ab. So sind Beschäftigte gestärkt, wenn sie bei der Arbeit, und im Privatleben, Zuwendung, Trost und Rückhalt erfahren.

Beim Auszubildenden Lukas war der offene Austausch mit seiner Ausbilderin über seine Zweifel ausschlaggebend dafür, dass er den emotionalen Stress überwinden konnte. Letztlich brach er die Ausbildung nicht ab, sondern lernte, mit dem Tod in seinem Beruf umzugehen.

Mit diesen Fakten kann gesunder Stress von ungesundem unterschieden werden. (Quelle: Mainka-Riedel, 2013) © Raufeld Medien

Tipps für Sicherheitsbeauftragte

  • Interaktion fördern: Gerade in belastenden Phasen ist es wichtig, dass sich Betroffene nicht allein gelassen fühlen. Sicherheitsbeauftragte sollten den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen suchen, damit sie sich nicht isolieren.
  • Entspannung üben: In Stresssituationen helfen Entspannungsübungen, sich zu beruhigen und Kontrolle über Gedanken und Gefühle zu erlangen. Sicherheitsbeauftragte können sich für Schulungen im autogenen Training starkmachen.

Zwei Wege der Stressprävention

Resilienz lässt sich im Erwachsenenalter in der Regel nicht schnell erlernen. Vieles ist angeboren oder durch Erfahrungen in der Kindheit geprägt. „Wer als Kind bei der Lösung von Problemen unterstützt wird und Anerkennung erfährt, ist selbstbewusster und dadurch gegenüber Herausforderungen weniger ängstlich. Solche Menschen erleben weniger Stresszustände“, sagt Dr. Marlen Cosmar, Di­plompsychologin am Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

Allerdings bestehe auch im Erwachsenenalter die Möglichkeit, erfolgreichere Strategien zum Umgang mit Stress zu erlernen, etwa durch Stressmanagement oder Achtsamkeitstrainings. Das ist häufig aber ein längerer Prozess.

Arbeitssituation beeinflusst die Stressentwicklung

Gleichermaßen beeinflusst die Arbeitssituation die Entwicklung von Stress. In die Gesundheitsförderung im Unternehmen sollten psychische Belastungen einbezogen werden. Sicherheitsbeauftragte können Führungskräfte sowie Kolleginnen und Kollegen dabei fördern, ihre individuelle Stressresistenz zu erhöhen.