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Schimmelpilz sicher entfernen
Bei einer Schimmelpilzexposition drohen insbesondere Atemwegsallergien. Dafür sind Beschäftigte bei der Schimmelpilzsanierung zu schützen. © DGUV/Stefan Betz

Recht : Schimmelpilz sicher entfernen

Eine neue DGUV Information fasst zusammen, welche Arbeitsschritte bei einer Schimmelpilzsanierung nötig sind und welche Maßnahmen dabei vor Gesundheitsgefahren schützen.

Feuchte oder verfärbte Stellen an der Wand kündigen einen ungebetenen Gast an: Schimmelpilz. Wächst dieser in Innenräumen, ist das ein Problem – es besteht Handlungs­bedarf. Doch worauf müssen Unternehmen achten, wenn der Befall beseitigt werden soll?

Die DGUV Information 201-028 „Gesundheitsgefährdungen durch Bio­stoffe bei der Schimmelpilzsanierung“ ­unterstützt bei allen Arbeitsschritten vor und während der Sanierung. Interessant auch für Sicherheitsbeautragte (Sibe) ist das Grundwissen zu Biostoffen und den Hygienemaßnahmen.

Andrea Bonner, Referat Kontaminierte 
Bereiche/Biostoffe der Abteilung Stoffliche 
Gefährdungen, Berufsgenossenschaft derBauwirtschaft (BG BAU) © raufeld

Gesundheitsrisiko bei Schimmel ist individuell

Biostoffe sind Mikroorganismen – wie Bakterien, Viren oder auch Schimmelpilze –, die über verschiedene Wege in den Körper gelangen. ­Mögliche Folgen bei einer Schimmelpilzexposition können insbesondere Atemwegsallergien sein. Wichtig: Grundsätzlich geht von Schimmelpilz in Innenräumen nicht automatisch eine Gesundheitsgefahr aus. Ob und wie stark Raumnutzende beeinträchtigt werden, hängt von der Art des Schadens und der Raumnutzung sowie der individuellen Empfindlichkeit ab. Unabhängig davon muss ein Befall immer fachgerecht entfernt werden, schon aus hygienischen Gründen.

Vor Biostoffen schützen

Biostoffe gelangen über drei Wege in den Körper und können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Bei der Schimmelpilzsanierung gelten deswegen besondere Schutzmaßnahmen.

Grafik eines Gesichts im Profil. Durch die Nase und den Mund dringen Bakterien in den Körper ein. Icon Mund-Nasen-Schutz

Biostoffe können über die Atemwege in den Organisamus von Beschäftigten gelangen Grafik: raufeld

Grafik zweier Hände, die ein Brot zum Mund führen. Auf den Fingern und am Lebensmittel sind Bakterien, welche in den Mund gelangen. Icon Händewaschen

Beschäftigte können Biostoffe bei der Schimmelpilzsanierung über den Mund aufnehmen. Grafik: raufeld

Grafik einer Hand, die einen Gegenstand berührt. Von der Oberfläche gelangen Bakterien auf die Hand. Icon Handschuh

Bei der Schimmelpilzsanierung können Biostoffe über die Haut oder Schleimhäute in den Organismus von Beschäftigten gelangen. Grafik: raufeld

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Über die Atemwege: Biostoffe heften sich an Tröpfchen oder Stäube an und können als Bioaerosole eingeatmet werden. Allergische Reaktionen der Atemwege sind mögliche Folgen. Das schützt: Staubarm arbeiten, Maske tragen.

Über den Mund: Wenn Biostoffe an den Händen haften, können sie beim Essen oder Rauchen in den Mund ­gelangen. Auch Lebensmittel, die in einem von Schimmel befallenen Bereich gelagert wurden, sind eventuell verunreinigt. Das schützt: Handschuhe tragen, Hände waschen bzw. Lebensmittel entsorgen.

Über die Haut und Schleimhäute: Über rissige oder aufgeweichte Haut können Biostoffe ebenfalls in den ­Körper eindringen. Spritzt es bei Feuchtarbeiten, bieten die Schleimhäute der Augen eine Eintrittspforte. Das schützt: Handschuhe und Schutzbrille tragen.

Sicherheitsbeauftragte können Schimmel entdecken und Vorgesetzten melden

Doch zunächst gilt es, diesen überhaupt zu erkennen. Feuchte, dunkle Stellen sind ein deutlicher Hinweis. Die Schäden können aber auch versteckt sein, etwa hinter einem Schrank. Dann kann muffiger Geruch auf Schimmel hindeuten. Aufmerksame Sicherheitsbeauftragte können dazu beitragen, Hinweise an die ­Unternehmensleitung zu kommunizieren. Diese ist für die Umsetzung der Maßnahmen beziehungsweise die Beauftragung qualifizierter Fachfirmen zuständig. Bei einem größeren Schimmelpilzbefall können zum Schutz der Personen, die den Raum nutzen, Sofortmaßnahmen erforderlich sein, wenn die Sanierung nicht zeitnah begonnen werden kann. Darüber muss im Einzelfall entschieden werden.

Mehr erfahren

Die DGUV Information 201-028 behandelt ausführlich Gesundheitsgefährdungen durch Biostoffe bei der Schimmelpilzsanierung. Jetzt kostenfrei herunterladen!

Schaden durch Schimmelpilz ermitteln, bewerten und beseitigen

Für die Schimmelpilzsanierung selbst gibt es keinen verbind­lichen Ablauf. Die Publikation führt aber durch 
alle möglichen Schritte, etwa die Schadensermittlung, die Sanierungs­planung und die Gefährdungsbeurteilung.

Letztgenannte umfasst als zen­trales Element des Arbeitsschutzes alle wichtigen Fragen: Was ist die Ursache des ­Befalls? Mit welchen Stoffen kommen Beschäftigte in ­Kontakt? Welche Tätigkeiten werden ausgeführt? Wie hoch ist die Exposition? Auf dieser Grundlage werden dann eine Gefährdungsklasse ermittelt und Schutzmaß­nahmen nach dem STOP-Prinzip (= Substitution, technische, organi­satorische und persönliche Schutzmaßnahmen) erstellt. Angefangen ­damit, möglichst staubarm zu ar­beiten, damit die Freisetzung von Schimmelpilzen minimiert wird.

Die DGUV Information liefert für die Schimmelpilzsanierung eine konkrete Handlungsanleitung. Und macht klar: Die Maßnahmen sind zum Schutz Beschäftigter konsequent einzuhalten. Nützlich sind auch der Hygieneplan und die Muster-Betriebsanweisungen.