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Fehlerkultur: Aus Fehlern lernen
Manche Mängel lassen sich erst nach vielen ­Ver­suchen beheben. © Getty Images/Wachiwit

Arbeitssicherheit : Fehlerkultur: Aus Fehlern lernen

Bei der Arbeit läuft auch mal etwas schief. Betriebe sollten eine Fehlerkultur etablieren, um richtige Schlüsse aus Fehlschlägen zu ziehen.

Fehler ist nicht gleich Fehler. „Grob gesagt gibt es Fehler, die verhindert werden müssen, weil sie Leib und Leben gefährden. Und es gibt ­kleinere Fehler, die passieren, aus ­denen sich aber lernen lässt“, fasst Martin Prüße, Leiter des DGUV Sachgebiets „Veränderung der Ar­beit­skulturen“ zusammen. Fehler der ersten Kategorie zu verhindern, ist die Pflicht von Betrieben. Der Umgang mit der zweiten ist die Kür.

An solchen Mängeln und Versehen zu arbeiten gelingt mit einer positiven Fehlerkultur. Zu dieser gehört, Fehler nicht be­strafen zu wollen, sondern zu ­nutzen, um Lern­effekte zu erzielen. Um das zu erreichen, sollte allen im Betrieb klar sein: „Auf Versäumnisse und Miss­stände hinzuweisen ist nicht ­an­schwärzen“, betont Prüße. Vielmehr sollten Fehler klar benannt ­werden, am besten im Rahmen eines festen Formats: „Das können ­Runden zur Fehlerbesprechung sein, zu denen nicht nur Führungs­kräfte einladen, sondern zum Beispiel auch Sicherheitsbeauftragte, schließlich ­haben sie einen guten Überblick“, meint Prüße.

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Kulturdialoge:Prävention geben Anregungen, wie im Team der Austausch über Fehler verbessert werden kann.

Positive Fehlerkultur statt Schuldzuweisungen

Schuldzuweisungen sollten in diesen Runden dann vermieden werden. „Bei einer Regelabweichung braucht es die richtigen Fragen“, sagt Prüße. Er empfiehlt, nach der sogenannten FEE-Methode vorzugehen (siehe Info-Kasten). Personen, die etwa ihren Gehörschutz nicht tragen, sollten Sicherheitsbeauftragte zunächst nach dem Grund fragen.

„Aber ohne schnelle Bewertung, sonst ist ein ­offenes ­Gespräch nicht mehr möglich.“ Danach werden jene, die ihren Hörschutz aufhaben, befragt, um herauszufinden, warum es bei ihnen funktioniert.

Die FEE-Methode

Fakten von Emotionen und Erwartungen trennen

  • Fakten: 
Zum Beispiel: Die per­sön­liche Schutz­ausrüstung (PSA) 
wird nicht getragen
  • Emotionen:
 Wie geht es mir damit, dass andere die PSA nicht tragen?
  • Erwartungen: 
Was ­erwarte ich von ­
anderen ­Personen?

Suche nach Lösungen steht am Ende des Prozesses

Daraus ergibt sich ein Gesamtbild: Liegt ein Fehlverhalten einer ein­zelnen Person vor? War es lediglich ein Versäumnis? Oder besteht ein grundsätzliches Problem, zum Beispiel, weil der Hörschutz unbequem ist oder Einzelne nicht verstanden haben, wie wichtig es ist, ihn zu tragen. Anschließend kann begonnen werden, nach Lösungen zu suchen. Um im Beispiel zu bleiben: Ist der Tragekomfort das Problem, könnten andere Modelle angeschafft werden.

Doch es gibt auch größere ­Fehler, die sich nicht ganz so leicht beheben ­lassen. Dazu gehören etwa Maschinen, bei denen Sicherheitsfunktionen außer Kraft gesetzt werden. Die Ursachen dafür sind vielfältig, liegen aber zumeist im Produktionsprozess.

© Illustration: Michael Hüter

An der Fehlerkultur arbeiten alle gemeinsam mit

Ohne die Unter­stützung von Führungs­kräften ist ein Produktionsprozess aber kaum zu ändern. „­Dieses Thema anzusprechen ist für Sicherheitsbeauftragte oft nicht so leicht. Hier brauchen sie Mut, Rückgrat und Hartnäckigkeit, damit Vor­gesetzte das Problem nicht ignorieren“, meint Prüße. Er rät Betrieben, einen Prozess für den Umgang mit solchen Fehlermel­dungen zu schaffen.

Der Arbeitsschutz­ausschuss kann für diese beispielsweise klare Zustän­digkeiten festlegen und benennen, wer verantwortlich ist. „Das sendet auch ein deutliches Signal an die Belegschaft: Bei uns werden Hin­weise ernst genommen.“ Damit sich eine positive Fehlerkultur etablieren kann, muss sich dann aber auch sichtbar etwas verändern. Sonst sinkt die Bereitschaft rasch wieder, aus Fehlern zu lernen.