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„Arbeitsschutz ist zu wichtig, um ihn dem Zufall zu überlassen“
Ein AMS sorgt dafür, dass die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit im Unternehmen systematisch und geregelt organisiert sind © AdobeStock/Andrii Yalanskyi

Arbeitssicherheit : „Arbeitsschutz ist zu wichtig, um ihn dem Zufall zu überlassen“

Arbeitsschutzmanagementsysteme (AMS) sollen Unternehmen dabei helfen, ihren Arbeitsschutz systematisch zu verbessern. Experte Uwe Marx gibt Tipps für die Einführung von AMS.

Arbeitsschutzmanagementsysteme (AMS) sollen Unternehmen dabei helfen, Arbeitsschutz zielgerichtet zu planen, zu organisieren und zu verbessern. Wie sie sich erfolgreich implementieren lassen, erläutert Uwe Marx. Er leitet das DGUV Sachgebiet „Systematische Integration von Sicherheit und Gesundheit in den Betrieb“.

Uwe Marx, Leiter DGUV Sachgebiet „Systematische Integration von Sicherheit und Gesundheit im Betrieb“ © DGUV

Herr Marx, welche Funktion erfüllt ein AMS?

Einige Unternehmen überlassen beim Arbeitsschutz noch vieles dem Zufall. Zum Beispiel: Es gibt einen Notfall und es ist zufällig ein Ersthelfer vor Ort. Oder es brennt, zufällig ist eine Brandschutzhelferin anwesend. Doch Arbeitsschutz ist viel zu wichtig, um ihn dem Zufall zu überlassen. Schließlich geht es um das Wohl und die Gesundheit der Beschäftigten. Ein AMS sorgt dafür, dass die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit im Unternehmen systematisch und geregelt organisiert sind.

Wie genau funktioniert das?

Ich beschreibe es gern mit dem Bild eines Schachspiels. Beim Schach ist alles ganz klar geregelt. Spielfiguren, Spielfeld, Spielzüge, alles ist festgelegt. So ist es auch beim Arbeitsschutz mit einem AMS. Die Akteurinnen und Akteure sind definiert, die Zuständigkeiten, Aufgaben und Abläufe klar. Mit einem AMS organisieren Unternehmen den Arbeitsschutz auf genau dieselbe systematische Weise wie in anderen relevanten Bereichen, etwa ihr Qualitätsmanagement.

Wie hilft ein AMS dabei, den Arbeitsschutz zu verbessern?

Ein AMS gibt die Schritte auf dem Weg zu sicheren und gesundheitsgerechten Arbeitsplätzen sowie Arbeitsbedingungen vor. Zuerst werden Ziele definiert: Es soll beispielsweise die Gesundheitsquote erhöht, Arbeitsunfälle vermieden oder die Zufriedenheit von Beschäftigten gesteigert werden. Im zweiten Schritt betrachtet man den Status quo: Wo stehen wir, was leistet der Arbeitsschutz bereits und wie könnten wir die Arbeitsschutzleistung steigern?

Die davon abgeleiteten Maßnahmen werden festgelegt – sowie Kennzahlen, anhand derer man die Wirksamkeit der Maßnahmen bewerten kann. Entschließt sich ein Unternehmen beispielsweise, die Rückengesundheit zu fördern, könnte die Menge der höhenverstellbaren Schreibtische eine geeignete Kennzahl sein, um die Arbeitsschutzleistung zu messen.

Zum Weiterlesen

Einstieg in das Thema AMS bietet die DGUV Information 211-030 „Arbeitsschutz – mit System sicher zum Erfolg“

Wie lange dauert es, ein AMS im Unternehmen zu etablieren?

Mindestens sechs Monate. Auch wenn ein Unternehmen die Basics im Arbeitsschutz bereits erfüllt und einen guten Arbeitsschutz lebt, sollte es für die Etablierung genügend Zeit vorsehen. Sie ist notwendig, um insbesondere die Beschäftigten und Interessenvertretungen angemessen zu beteiligen.

Welche Voraussetzungen sollten Unternehmen mitbringen?

Ein AMS darf kein Papiertiger sein. Es muss gewollt sein und ist ein lebendiges System. Die entscheidende Voraussetzung dafür ist somit, dass die oberste Führung ein AMS ausdrücklich will. Ebenso ist eine Unternehmenskultur notwendig, die für ein AMS förderlich ist. Wenn Unternehmen Arbeitsschutz umsetzen, weil sie es für richtig und wichtig halten, ist das die beste Voraussetzung für ein funktionierendes AMS.