Link to header
Gesunde Pausenkultur im Betrieb
Pausen sind wichtig für das eigene Wohlbefinden. Aber auch, um sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. © iStock/Alvarez

Gesundheitsschutz : Gesunde Pausenkultur im Betrieb

Pausen steigern die Leistungsfähigkeit, verringern das Unfallrisiko und sind essenziell für das Wohlbefinden. Wie Beschäftigte eine gesunde Pausenkultur im Betrieb fördern.

Aus Termindruck, wegen Personalmangels oder weil man einfach zu sehr in die Arbeit vertieft ist: Immer mehr Beschäftigte und Führungskräfte verzichten auf gesetzlich vorgeschriebene Arbeitspausen. Einer Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) aus dem Jahr 2017 zufolge lässt rund ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland die wichtigen Regenerationsphasen regelmäßig ausfallen.

Dabei haben laut Arbeitszeitgesetz alle Arbeitnehmenden, die mehr als sechs Stunden am Tag arbeiten, ein Recht auf mindestens 30 Minuten Pause.

Pausen verringern Unfallrisiko

Wie wichtig diese Erholungszeiten im Job sind, ist seit Längerem wissenschaftlich belegt. Bereits 2003 zeigte der Psychologe Philip Tucker von der britischen Swansea University zum Beispiel, dass das Unfallrisiko kontinuierlich steigt, je länger am Stück gearbeitet und auf Pausen verzichtet wird.

Um die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten, ist es daher wichtig, dass Beschäftigte neben größeren Arbeitsunterbrechungen wie der Mittagspause regelmäßig auch Kurz- und Mikropausen von ein paar Minuten Länge einplanen.

Diese kleinen Auszeiten wirken sich nicht zuletzt auch auf die Leistungsfähigkeit aus. „Aus einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) wissen wir, dass auch wenn Kurzpausen die Arbeitszeit insgesamt verkürzen, die Leistung durch sie erheblich gesteigert werden kann“, sagt Dr. Hanna Zieschang, Leiterin des Bereichs Arbeitsgestaltung – Demografie am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV.

Tipps für die Pause

Das sollten Beschäftigte und Sicherheitsbeauftragte beachten.

  • Kurze Pausen: Ab 45 Minuten sinkt der Erholungseffekt von Pausen erheblich. Mehrere kleine Pausen sind daher oft sinnvoller als eine lange. Durch sie lassen sich die Konzentrationsfähigkeit steigern und Unfällen vorbeugen.
  • Ausgleich schaffen: Wer viel Zeit im Büro verbringt, sollte während der Pause den Schreibtisch verlassen und wenn möglich einen Spaziergang machen. Körperlich Arbeitende hingegen können während der Pause die Füße hochlegen.
  • Lockerungsübungen: Schulterkreisen, Kniebeugen,Wandsitzen: Es gibt viele Übungen, die sich auch für das Büro eignen. Mit ihnen können Beschäftigte Verspannungen vorbeugen und sich erneut für die Arbeit motivieren.
  • Powernapping: Ein kurzes Nickerchen kann einen durchaus erholsamen Effekt haben. Allerdings sollte der Powernap nur 10 bis 15 Minuten dauern.

Mit Komplementärpausen einen Ausgleich schaffen

Entscheidend ist jedoch, dass die Pausenaktivität im Gegensatz zu dem steht, womit sich während der Arbeitszeit beschäftigt wird. Gudrun Wagner, Vertreterin der Berufsgenossenschaft Holz und Metall im DGUV Sachgebiet Beschäftigungsfähigkeit, erklärt: „Menschen, die viel sitzen, zum Beispiel im Büro oder im Homeoffice, sollten sich in der Pause wenn möglich bewegen, während diejenigen, die körperlich schwer arbeiten, sich in der Pause ruhig auch mal hinlegen können, um zur Ruhe zu kommen. Wichtig ist der Ausgleich.“

Um mehr Kolleginnen und Kollegen für Pausen abseits des Arbeitsplatzes zu motivieren, sollten Sicherheitsbeauftragte versuchen, sie für die Vorteile des komplementären Pausenkonzeptes zu sensibilisieren und sie aktiv daran erinnern, Pausen abseits des Schreibtisches oder Fließbandes zu verbringen. Dies kann einfach über Rundmails passieren. Noch effektiver ist es oft, Kolleginnen und Kollegen persönlich hierauf anzusprechen – auf dem Büroflur oder in der Kantine.

In der Pause auf andere Gedanken kommen

In der Praxis ist das Konzept der sogenannten Komplementärpausen allerdings noch nicht überall verbreitet. Rund die Hälfte der Beschäftigten verbringt ihre Arbeitspause so mitunter öfters am eigenen Arbeitsplatz, wie aus der Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) aus dem Jahr 2017 hervorging.

Dabei ist der körperliche und mentale Ausgleich äußerst wichtig, wie auch Hanna Zieschang weiß: „Wer den Arbeitsplatz verlässt, kann auf andere Gedanken kommen. Am besten ist es, während der Mittagspause auch mal Tageslicht zu tanken. Das betrifft vor allem Menschen, die in Räumen mit künstlicher Beleuchtung arbeiten, denn Tageslicht sagt dem Körper: ,Jetzt bist du wach‘, was ein gutes Schlafverhalten fördert.“

Doch Sicherheitsbeauftragte können mehr tun, als im Betrieb einfach nur an die Wichtigkeit der Pausen zu erinnern: Warum nicht selbst als gutes Beispiel vorangehen und eine gesunde Pausengestaltung aktiv vorleben? Dabei kann es helfen, die Kolleginnen und Kollegen gelegentlich auch einzuladen, um gemeinsam die Pause zu verbringen, zum Beispiel im Rahmen eines Mittagessens oder eines Spaziergangs, und auf diese Weise etwas subtiler zu motivieren, Pausenzeiten einzuhalten.

Erholungs- und Ruheräume im Betrieb schaffen

Eine weitere Handlungsmöglichkeit im Rahmen einer besseren Pausenkultur besteht für Sicherheitsbeauftragte darin, im Betrieb gemeinsam mit den Führungskräften positive Veränderungen anzustoßen. Sicherheitsbeauftragte können zum Beispiel bei der Einrichtung von Pausenzonen mitwirken.

Oft genügt hier schon ein Tisch mit ein paar Stühlen. Entscheidend ist vor allem, einen Ort zu schaffen, an dem die Mitarbeitenden zusammenfinden können“, bestätigt Wagner. Solche Kommunikationsecken würden häufig unterschätzt, seien jedoch wichtig für den Austausch unter den Beschäftigten.

Besteht im Unternehmen eine gewisse Offenheit für neue Ideen, können Sicherheitsbeauftragte sogar für die Schaffung eines Ruheraums plädieren, der es Beschäftigten ermöglicht, beim sogenannten Powernapping die Batterien wieder aufzuladen. Ziel der Praktik ist es, dem Körper durch ein kurzes Nickerchen neue Energie zu geben. „Der Schlaf darf aber nicht zu lange dauern, denn dann geht der Körper in andere Schlafphasen über und wird zu müde“, weiß Hanna Zieschang. „Mehr als 10 bis 15 Minuten sind nicht ratsam.“

Powernapping-Kultur etablieren

Viele Betriebe stehen solchen Praktiken gewiss noch skeptisch gegenüber, was auch Gudrun Wagner beklagt: „Leider ist es in vielen Industriestaaten immer noch so, dass Arbeitsleistung oft in Arbeitszeit gemessen wird. Das ist ein Problem.“ So müssten Führungskräfte und Unternehmen erkennen, dass etwa ein kurzer Powernap während der Arbeitszeit keineswegs für mangelnde Motivation stehe.

„Wir müssen uns von den klassischen Arbeitszeitmessungen lösen“, plädiert Wagner deshalb und resümiert abschließend: „Es ist eben noch viel Überzeugungsarbeit notwendig, diese Sichtweise auch in die Betriebe zu bringen.“