
Gesundheitsschutz : Kühl bleiben bei Hitze in Innenräumen
An immer mehr Tagen im Jahr steigt auch hierzulande die Temperatur auf 30 Grad Celsius und darüber. Die Hitze kann bei Arbeit im Freien stark belasten. Aber auch Hitze in Innenräumen wird als Gesundheitsrisiko wahrgenommen. Das gaben 62 Prozent der Arbeitnehmenden im Jahr 2022 in einer Umfrage des Instituts für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit an. Aber was tun?
Gezielte Maßnahmen gegen Hitze in Innenräumen
Um die Gesundheit der Mitarbeitenden auch in Innen- und Büroräumen zu schützen, gilt es gemäß dem TOP-Prinzip, zuerst technische Maßnahmen zu ergreifen (erst dann organisatorische und folgend personenbezogene). „Damit die in der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.5 ‚Raumtemperatur‘ genannte Innentemperatur von 26 Grad Celsius nicht überschritten wird, sollten vorhandene Mittel konsequent eingesetzt werden“, erklärt Dr. med. Birger Neubauer, Leiter der Stabsstelle Arbeitsmedizin der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG).
Für Verschattung sorgen Jalousien, am besten von außen. Sie verhindern das Aufheizen der Innenräume. „Die natürliche Nachtauskühlung kann durch frühmorgendliches Querlüften genutzt werden, um die Raumtemperatur vor Arbeitsbeginn zu senken.“ Anschließend möglichst verhindern, dass durch offene Fenster und Türen warme Umgebungsluft die Innenräume wieder aufheizt. Mobile Klimageräte oder Ventilatoren können zusätzlich genutzt werden.
Tipps zu technischen Geräten:
Ventilatoren: Sie sollten nicht zu lange direkt auf den Körper gerichtet sein. Lange Zeit in starrer Haltung im Luftstrom zu sitzen, kann zu Verspannungen führen. Gegen eine kurze intensive Abkühlung im direkten Luftzug spricht allerdings nichts.
Hitze durch Elektronik: Wenn räumlich und technisch möglich, in Arbeitsräumen zusätzliche Wärmequellen durch elektronische Geräte wie etwa Drucker vermeiden und nur bei Bedarf in Betrieb nehmen. Auch Gasthermen oder Spülmaschinen können Hitze absondern.
Was im Homeoffice umsetzbar ist
Diese Maßnahmen lassen sich auch auf das Homeoffice übertragen. „Dort sind Arbeitgebende zwar formal für die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes inklusive Gefährdungsbeurteilung verantwortlich“, so der Experte, „es braucht aber eine vernünftige Mitwirkung der Beschäftigten, indem sie die genannten Maßnahmen selbst-ständig ergreifen.“
Zudem sollte mit den Arbeitgebenden abgestimmt werden, ob an sehr heißen Tagen die Arbeit in die kühleren Morgen- oder Abendstunden verlegt werden kann und in der besonders heißen Mittagszeit lieber eine längere Pause eingelegt wird.
Auch regelmäßiges Trinken ist insbesondere an sehr heißen Tagen wichtig. Neben Wasser bieten sich auch Tee oder Fruchtsaftschorlen an. Sie liefern Elektrolyte und Mineral-stoffe, die dem Körper durch das vermehrte Schwitzen verloren gehen. Bei sehr heißen Temperaturen ist die bewährte Methode, sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen zu lassen oder kalte Fußbäder zu nehmen, gut geeignet, um für kurzzeitige Abkühlung zu sorgen.
Impuls für Sicherheitsbeauftragte:
Erste Hilfe: Die Erste-Hilfe-Karten für akute Hitzeerkrankungen zeigen, wie sich diese ankündigen und was zu tun ist, sollte jemand eine Hitzeerschöpfung oder einen Hitzeschlag erleiden. Sibe können sie im Betrieb aushängen, um vor Ort dafür zu sensibilisieren und Mitarbeitende auf Notfälle vorzubereiten.
Klicktipp: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Hitzeerkrankungen
Akuter Einfluss auf die Gesundheit
Im sommerlich aufgeheizten Homeoffice schränkt Hitze schnell die Leistungsfähigkeit ein und kann die Psyche belasten. Sie kann aber auch ganz konkrete negative Aus-wirkungen auf den Körper haben. Dr. Neubauer merkt an: „Wenn Vorerkrankungen und deshalb eine Medikation vorliegen, sollten Risiken durch Hitze beim Hausarzt oder der Hausärztin angesprochen werden.“ Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen könnten sich etwa verschlimmern. Wenn Medikamente regelmäßig eingenommen werden müssen, sollten mit dem Hausarzt oder der Hausärztin mögliche Nebenwirkungen abgeklärt werden, die unter dem Hitzeeinfluss entstehen können. Der Arzt oder die Ärztin kann dann gegebenenfalls die Dosierung der Medikamente anpassen.
Gut organisiert gegen Hitze
Schon im Vorfeld können Sicherheitsbeauftragte (Sibe) mit organisieren, dass und wie Maßnahmen zur Hitzeprävention kommuniziert werden. Etwa, dass bei ungünstiger Bürosituation Gleitzeit möglich ist oder dass im Homeoffice über automatisierte Nachrichten und interne Kanäle an Hitzeprävention erinnert wird. In Absprache mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit und dem Betriebsarzt oder der Betriebsärztin können sie dazu beitragen, dass eventuell gesundheitlich gefährdete Beschäftigte ihre Vermeidungsmöglichkeiten kennen. Sibe können sich so für Rückfragen auch auf das Fachwissen der Verantwortlichen beziehen.