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Cobots: Seite an Seite mit der Maschine
Dietmar Brauner wird bei seiner Arbeit von einem Cobot unterstützt, dem er den Spitznamen „Robbie“ gegeben hat. © Foto: FORD Europe

Arbeitssicherheit : Cobots: Seite an Seite mit der Maschine

Kollaborative Roboter unterstützen Beschäftigte und entlasten sie. Ihr Einsatz sollte aber gut geplant sein, um Verletzungsrisiken zu minimieren.

Die Abdeckungen von Motoren anbringen ist Präzisionsarbeit. Dietmar Brauner, Produktionsmitarbeiter bei Ford, kann seine Schulter und sein Handgelenk jedoch nur eingeschränkt bewegen. Alleine kann er nicht die Abdeckung festhalten und gleichzeitig die Schrauben eindrehen. Doch zum Glück hat Brauner einen Kollegen: Robbie.

Cobot verfügt über eingebaute Sicherheitsfunktionen

„Robbie“, so hat Brauner den kollaborativen Roboter (Cobot) getauft. Er steht ihm zur Seite und drückt die Abdeckungen so fest, dass Brauner sie mit einem elektrischen Schraubendreher befestigen kann. Der Cobot bewegt sich nur, wenn er von einem Menschen aktiviert wird.

Zudem sorgen Robbies Sensoren dafür, dass die Bewegungen stoppen, wenn Hände oder Finger eines Menschen im Wege sein könnten. Dank der eingebauten Sicherheitsfunktionen muss der Cobot nicht hinter einem Zaun oder einer anderen Schutzeinrichtung wie einer Lichtschranke stehen, sondern arbeitet Seite an Seite mit Dietmar Brauner.

Bedienung von Cobots ist leichter geworden

Cobots kamen in Deutschland zunächst vor allem in der Automobilfertigung zum Einsatz. Inzwischen werden sie vermehrt auch in anderen Branchen eingesetzt, etwa in der Lagerlogistik. Hier helfen sie dabei, schwere Güter zu heben und zu versetzen. Die Roboter können so Beschäftigte unterstützen und entlasten. Ein weiterer Grund für ihren zunehmenden Einsatz: „Die Bedienung ist einfacher geworden“, sagt Jan Zimmermann, Bereichsleiter Grundlagen, Methoden und Softwarelösungen beim Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA).

Klicktipps

Podcastfolge: „Kollaborie­rende Roboter – Chancen und Risiken für den Arbeitsschutz“

Interaktive Planungshilfe: cobotplaner.de

Ein Film über das sichere Arbeiten mit Robotern

Multimediale Webdokumentation über den Kollege Roboter

Information und Filmdokumentation des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) über Cobots in der Arbeitswelt

Mit limitierter Kraft und Geschwindigkeit

Die Sicherheit der Beschäftigten muss aber gewährleistet sein. Heißt: Das Risiko einer Kollision zwischen Mensch und Maschine ist so gering wie möglich zu halten. Die Normen und Vorgaben für Hersteller sind daher streng. Sie müssen für jeden Cobot eine Risikobeurteilung erstellen. Außerdem ist in jeden Roboter eine sogenannte Leistungs- und Kraftbegrenzung eingebaut. Sie soll verhindern, dass sich die Maschinen zu schnell und mit zu hoher Kraft bewegen.

Dazu wird die Geschwindigkeit überwacht, mit welcher sich der Roboter bewegt. Und die auftretenden Kräfte bleiben auf ein tolerierbares Maß abgesenkt, was mit Messungen kontrolliert werden muss. „Die Roboter sollten so programmiert sein, dass sie sofort stoppen, wenn sie Kontakt zu einem Menschen haben“, sagt Zimmermann. Dabei kann auch die Berufsgenossenschaft unterstützen, wie die BGHM im Falle von Ford.

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Sicherheitsbeauftragte können Cobot-Beauftragte vorschlagen

Wenn in ihrem Unternehmen Cobots im Einsatz sind, können Sicherheitsbeauftragte im Blick behalten, ob alle Schutzmaßnahmen eingehalten werden – ob etwa ein Sicherheitspasswort verhindert, dass Einstellungen von allen einfach verändert werden können. Fällt ihnen im Arbeitsalltag zum Beispiel auf, dass Bewegungen eines Cobots zu nah am menschlichen Kopf vorbeiführen, sollten sie auf das Risiko hinweisen und eine Umprogrammierung anregen.

Sicherheitsbeauftragte können darüber hinaus vorschlagen, dass ihr Betrieb Cobot-Beauftragte bestimmt. Diese lernen bei Schulungen des Herstellers alle wichtigen Tipps und Tricks, wie sich der Cobot programmieren lässt. „Das könnte gerade für junge Menschen interessant sein, die sich spezialisieren möchten“, so Zimmermann.

Damit Cobots von der Belegschaft akzeptiert werden, hilft es, ihnen Zeit einzuräumen, um sich an den Roboter zu gewöhnen. Robbie hat bei Ford eine 18-monatige Probezeit bestanden. Schon bald könnten in dem Kölner Werk weitere Cobots hinzukommen. Sie sollen etwa helfen, mehr Menschen mit Einschränkungen bei der Arbeit in der Automobilproduktion zu unterstützen.