Arbeitssicherheit : Instandhaltung im Betrieb sicher durchführen
Der Pumpen-Antriebsmotor eines hydraulischen Hubtischs muss repariert werden. Dazu ziehen Mitarbeitende den Hubtisch mithilfe eines Kettenzuges nach oben und sichern ihn mit mechanischen Stützen. Anschließend lösen sie den Kettenzug und tauschen den defekten Motor aus. Danach entfernen sie die Stützen. Ein fataler Fehler.
Denn das Hochziehen erzeugt in den Hubzylindern ein Teilvakuum. Infolge fließt nur wenig Hydrauliköl nach und die Sicherheitsvorkehrungen funktionieren nicht. Unvermittelt fällt der Hubtisch herunter und verletzt einen Mitarbeiter tödlich.
Arbeitsunfälle bei Instandhaltungsarbeiten
Instandhaltungsmaßnahmen sind überall dort notwendig, wo mit Maschinen gearbeitet wird. Ziel ist es, den funktionsfähigen Zustand einer Maschine zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei sind Unfälle leider keine Ausnahme, wie in der DGUV Information „Instandhaltung – sicher und praxisgerecht durchführen“ zu lesen ist. Demnach ereignen sich rund 20 bis 25 Prozent der tödlichen Arbeitsunfälle pro Jahr bei Instandhaltungsarbeiten. Häufigste Todesursache sind dabei Quetschungen durch laufende Maschinen.
Warum das passieren kann, hat verschiedene Gründe: Instandhaltungsmaßnahmen weichen vom Normalbetrieb ab, werden oft ohne Schutzeinrichtungen oder regelwidrig an laufenden Maschinen durchgeführt. Häufig sind Fremdfirmen beauftragt, die die Gegebenheiten vor Ort nicht kennen. Sie sollten in unternehmensspezifischen Besonderheiten wie Alarmierung und Erste Hilfe unterwiesen werden.
Restenergien sind unterschätzte Gefahren
Wie gefährlich eine Instandhaltung ist, hängt auch vom Einsatzort ab. „Werden die Arbeiten an hoch liegenden Arbeitsplätzen wie Förder- oder Beleuchtungsanlagen durchgeführt, erhöht sich die Absturzgefahr. Bei elektrisch angetriebenen Maschinen kann es bei der Instandhaltung beispielsweise zu Stromschlägen kommen“, so Andreas Köster, Experte bei der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) im Sachgebiet Fahrzeugbau, -antriebssysteme, Instandhaltung.
Restenergien seien eine häufig unterschätzte Gefahr, weil sie nicht immer identifiziert werden. Beispiele dafür sind: angehobene Lasten, nachlaufende Maschinen oder unter Spannung beziehungsweise Druck stehende Bauteile.
Gefahren mit der Vier-Rang-Methode minimieren
Mit der Vier-Rang-Methode lassen sich Gefahren einer Instandhaltung systematisch minimieren. Bei Schutzmaßnahmen gilt ansonsten das STOP-Prinzip: Substitution/Beseitigung der Gefahr, erst technische, dann organisatorische Sicherheitsmaßnahmen sowie die Persönliche Schutzausrüstung.
Die 4-Rang-Methode
Bei der Vier-Rang-Methode soll stets der sicherste Rang ausgewählt werden. Je kleiner der Rang, desto niedriger das Unfallrisiko.
- Rang: Kann die Tätigkeit an der Maschine bei unterbrochener Energieversorgung durchgeführt werden? Wenn ja: Hauptschalter umlegen und sichern, damit er nicht versehentlich von anderen angeschaltet wird.
- Rang: Kann mit vorhandener Schutzeinrichtung gearbeitet werden? Dazu gehören Verkleidungen, Umzäunungen, Zweihandschaltungen und Lichtschranken.
- Rang: Kann mit zusätzlichen Einrichtungen gearbeitet werden? Dazu zählen Zustimmtaster, Greifer oder Haken, mit denen man Distanz zu Gefahrstellen wahren kann.
- Rang: Personelle und organisatorische Maßnahmen ermitteln, umsetzen und kontrollieren, durch die das Unternehmen Sicherheit gewährleisten kann.
Die BGHM bietet praktische Handlungshilfen zur 4-Rang-Methode für eine sichere Instandhaltung an Maschinen und Anlagen.
Rolle von Sicherheitsbeauftragten
Sicherheitsbeauftragte spielen bei der Vermeidung von Unfällen eine wichtige Rolle – sind sie doch gut in betriebliche Abläufe integriert und können auf unzureichende Sicherheitsmaßnahmen während der Instandhaltung ansprechen.
„Sicherheitsbeauftragte sollen Kolleginnen und Kollegen auf Gefahren hinweisen, sie auf Missstände bei einer Instandhaltung aufmerksam machen oder schon im Vorfeld beraten“, erklärt Köster. Ihre praxisbezogene Expertise und ihr direkter Draht zu den Mitarbeitenden können Sicherheitsbeauftragte dafür gewinnbringend nutzen.
Weitere Informationen
Die BGHM bietet eine Checkliste zur Instandhaltung im Betrieb mit vielen praktischen Informationen.