Gesundheitsschutz : Burn-out-Syndrom: Beschäftigte schützen
Eine langjährige Mitarbeiterin einer Personalabteilung erleidet Ende 2020 einen Zusammenbruch. Was war passiert? Es handelte sich um eine sehr engagierte Beschäftigte, die mit der Zeit immer mehr Aufgaben übernahm. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie arbeitete sie im Homeoffice, wo die alleinerziehende Mutter fortan auch das Homeschooling ihrer Tochter betreute. Die Doppelbelastung brachte sie an ihre Grenzen. Die Diagnose lautete: Burn-out.
Äußere und innere Zwänge
Dieses Beispiel führt vor Augen, wie das Zusammenspiel mehrerer Faktoren einen Burn-out begünstigen kann. Auf der einen Seite steht die berufliche Belastung, hervorgerufen durch hohe Arbeitsmengen oder große Verantwortung. Auf der anderen Seite gibt es Zwänge, aufgrund derer Beschäftigte nicht von der Arbeit ablassen können, obwohl sie unter ihr leiden.
Diese Zwänge können aus der betroffenen Person selbst heraus entstehen – sie ist beispielsweise perfektionistisch veranlagt, überschätzt sich, hat Angst zu versagen. Sie können aber auch von außen auf Betroffene einwirken. Beispielsweise wenn sie dauerhaft hoher Arbeitsintensität ausgesetzt oder im Privatleben zusätzlich stark belastet sind.
Weitere Informationen
Weitere Informationenzur psychischen Belastung von Beschäftigten während der Corona-Pandemie finden Sie bei der DGUV.
Corona-Pandemie hinterlässt Spuren in der Psyche
„Im Homeoffice ständig zwischen privaten und beruflichen Aufgaben zu wechseln, bindet sehr viel Energie. Insbesondere Eltern erfahren dadurch ein permanent hohes Stresslevel“, sagt Dr. Marlen Cosmar, Arbeitspsychologin am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG), und ergänzt: „Wir beobachten auch, dass Videokonferenzen ein sehr hohes Maß an Konzentration abverlangen. Auch hat sich die Taktung der Meetings erhöht.“
Beschäftigte bekommen zu spüren, dass sich die Arbeit intensiviert hat. Gleichzeitig fehlen ausgleichende Faktoren wie Bewegung, Zerstreuung und kollegialer Austausch. Unter den Zusatzbelastungen der Pandemie können grundsätzlich Beschäftigte aller Branchen leiden.
Burn-out unter medizinischem Personal
Besonders belastet sind jedoch Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte. Ihre Arbeitsbedingungen sind ohnehin aufgrund von Schichtdienst und Personalmangel sehr anspruchsvoll. Zusätzlich müssen sie nun mit einem hohen Infektionsrisiko und den Nöten ihrer Patientinnen und Patienten umgehen.
Studien zu anderen Epidemien zeigen, dass dies bestimmte Leiden begünstigt. So heißt es in einer Veröffentlichung der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), dass Gesundheits- und Pflegekräfte bei Epidemien von Angst (45 Prozent), Depressivität (38 Prozent), akuter Belastungsstörung (31 Prozent) und Burn-out (29 Prozent) betroffen sind.
Warnsignale erkennen
Sicherheitsbeauftragte können einen Blick für Burn-out-Symptome entwickeln und Betroffenen Hilfe vermitteln. Diese Signale sollten hellhörig machen:
- Wesensveränderungen
- Konzentrationsstörungen
- Häufige Flüchtigkeitsfehler
- Keine Priorisierung, Verzetteln
- Viele und unnötige Überstunden
- Nervosität und Anspannung
- Aggressivität, Weinen, Angst
- Meiden von sozialen Kontakten
- Nachlassendes Engagement
- Anfällig für Krankheiten
Burn-out bahnt sich langsam an
Burn-out ist nicht plötzlich da, sondern bahnt sich an – ein Prozess, bei dem sich Symptome immer weiter verstärken. Wird nicht rechtzeitig eingegriffen, sind Beschäftigte mit Burn-out schließlich nicht mehr arbeitsfähig und müssen gegebenenfalls stationär behandelt werden.
Zu den wichtigsten Anzeichen gehören Erschöpfung und Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung. Betroffene können nicht abschalten und fühlen sich ausgebrannt. Dabei ignorieren sie ihr Bedürfnis nach Erholung, arbeiten sogar noch mehr, bis sie schließlich zusammenbrechen.
Führungskräfte können vorbeugend eingreifen, indem sie beispielsweise die Arbeitsbedongungen der Betroffenen frühzeitig anpassen. Doch Anzeichen von außen zu erkennen, ist vor allem im Anfangsstadium eines Burn-outs nicht einfach, da sie emotionaler und psychischer Natur sind und daher „unsichtbar“. Dennoch können Sicherheitsbeauftragte, Kolleginnen und Kollegen auf Signale achten, das es gar nicht erst dazu kommt.