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Sucht am Arbeitsplatz: vorbeugen und Hilfe anbieten
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Gesundheitsschutz : Sucht am Arbeitsplatz: vorbeugen und Hilfe anbieten

Bei Stress greifen Menschen häufiger zu Alkohol und Zigaretten. Auf Anzeichen von Sucht am Arbeitsplatz richtig reagieren.

Drogen wie Alkohol und Zigaretten sind für viele ein Mittel, um Stress zu bewältigen. Krisen wie die Corona-Pandemie, Inflation und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine können dazu führen, dass Menschen verunsichert und angespannt sind.

Auch das Arbeiten im Homeoffice kann eine Rolle spielen. „Einsamkeit und fehlende soziale Kontrolle sind mögliche Gründe. Für viele Beschäftigte ist aber auch die psychische Beanspruchung gestiegen, was sie mit dem Griff zur Flasche kompensieren wollten“, sagt Dr. Marlen Cosmar, Arbeitspsychologin am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG).

Immer mehr Menschen rauchen

Die Zahl der Raucherinnen und Raucher ist seit Beginn der Corona-Pandemie stark gestiegen. So geht aus der Langzeitstudie „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA) hervor, dass aktuell rund 37,6 Prozent der Menschen in Deutschland (ab 14 Jahren) rauchen. Vor der Corona-Pandemie waren es rund 27 Prozent.

Raucherinnen und Raucher gefährden ihre eigene Gesundheit erheblich. Schließlich erhöht sich durch Nikotinkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Laut „Tabakatlas Deutschland 2020“ des Deutschen Krebsforschungszentrums starben 2018 rund 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Darüber hinaus sind auch nichtrauchende Personen gefährdet. Passivrauchen verursacht pro Jahr 3.300 Todesfälle.

Nikotinsucht am Arbeitsplatz bekämpfen

Rauchen beeinträchtigt kaum die Sicherheit und die Arbeitsleistung von Beschäftigten. Die betriebliche Suchtprävention zielt deshalb insbesondere auf den Gesundheitsschutz von Beschäftigten ab.

Mit betrieblichen Regelungen wie Rauchverboten können Unternehmen darauf hinwirken, dass Beschäftigte weniger aktiv oder passiv rauchen. Darüber hinaus ist es im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung empfehlenswert, Angebote zur Rauchentwöhnung zu machen. Laut der Kampagne haben Menschen, die sich beim Rauchstopp helfen lassen, eine fünf Mal größere Aussicht auf Erfolg! Informationen zur Rauchentwöhnung finden Unternehmen und Beschäftigte auf der Website von „Nutze deine Chance“.

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Rauchstopp-Hotline, Rauchfrei-Kalender und mehr

Die aktuelle Bundesinitiative und Kampagne „PS: Melde dich“ des Drogenbeauftragten der Bundesregierung und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) motiviert und unterstützt Menschen dabei, mit dem Rauchen aufzuhören.

Mit einprägsamen Schwarz-Weiß-Motiven macht die Kampagne auf typische Situationen aufmerksam, in denen Personen zur Zigarette greifen – etwa beim Frühstück oder bei Stress. Um mit solchen Gewohnheiten und Ritualen zu brechen und mit dem Rauchen aufzuhören, stellt die BZgA zahlreiche Hilfsangebote bereit

Hilfsangebote der BZgA:

kostenfreie Telefonberatung unter 0800 8 31 31 31 (Montag bis Donnerstag: 10 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr)

Online-Ausstiegsprogramm mit persönlichen Lotsinnen und Lotsen

Rauchfrei-Programm der Krankenkassen

BroschüreRauchfrei am Arbeitsplatz

START-Paket für werdende Nichtraucherinnen und Nichtraucher mit Broschüren, einem „Kalender für die ersten 100 Tage“, einem Stressball und anderen hilfreichen Materialien

Postkarten und Poster im Unternehmen einsetzen

Sicherheitsbeauftragte können im Unternehmen über die Hilfsangebote informieren und sie beispielsweise bei einem betrieblichen Gesundheitstag bewerben. Postkarten, Poster und Flyer der Kampagne „PS: Melde dich“ können dafür kostenfrei bestellt und im Unternehmen verteilt werden. Zudem gibt es Videos, die beispielsweise per Mail versendet werden können. So werden alle Kolleginnen und Kollegen für das wichtige Thema sensibilisiert.

Alkohol am Arbeitsplatz: Warum das so gefährlich ist

Ebenfalls ist in den vergangenen Jahren der Alkoholkonsum gestiegen. Die KKH Kaufmännischen Krankenkasse verzeichnete von 2019 bis 2021 einen Anstieg an Diagnosen im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch von 4,5 Prozent. Insgesamt sind laut Hochrechnung rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland von ärztlich diagnostiziertem Alkoholmissbrauch betroffen.

Bei der Arbeit können alkoholisierte Personen eine Gefahr für sich selbst sowie für ihre Kolleginnen und Kollegen werden. Bereits ab 0,3 Promille nimmt die Konzentrationsfähigkeit ab. Alkoholisierte Personen werden dadurch unaufmerksamer und können nicht so schnell wie gewohnt reagieren. Insbesondere, wenn sie dann ein Fahrzeug steuern oder eine Maschine bedienen, ist das problematisch.

Hilfsangebot für Beschäftigte mit Alkoholproblem

„Es ist wichtig, dass Mitarbeitende nicht zu Co-Abhängigen werden, die einfach wegsehen oder die betreffende Person bei ihrem Konsum decken“, so Dr. Cosmar. Es sei vielmehr geboten, die zuständige Führungskraft oder andere Ansprechpersonen einzuschalten, zum Beispiel:

  • Personal- oder Betriebsrat
  • Personalabteilung
  • Suchthilfe im Unternehmen

Gemeinsam können sie der alkoholkranken Person helfen. Sie müssen aber auch die Konsequenzen zeigen – im ungünstigsten Fall eine Kündigung.

Unabhängig von konkreten Fällen sollte Sucht in der Präventionsarbeit ein Thema sein. Sicherheitsbeauftragte können Führungskräfte dabei unterstützen, über die Folgen etwa einer Alkoholsucht aufzuklären. Sie können dabei helfen, indem sie beispielsweise über Hilfsangebote informieren und Betroffene ermutigen, diese anzunehmen. Gute Anlaufstellen sind beispielsweise die BZgA, die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen sowie Kampagnen wie „Kenn dein Limit“.