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Urlaub planen: Tipps für eine bessere Erholung
Damit der Erholungseffekt nicht schnell verpufft, gilt es, den Urlaub gut zu planen. © AdobeStock/SimpLine

Gesundheitsschutz : Urlaub planen: Tipps für eine bessere Erholung

Prof. Dr. Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) im Interview über eine gute Urlaubsplanung.

Der Sommer ist da. Der Urlaub steht vor der Tür. Doch damit der Urlaub richtig erholsam wird, sollten Beschäftigte einiges beachten. Wir sprechen mit Prof. Dr. Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) darüber, wie eine gute Vorbereitung auf den Urlaub aussieht, wie man richtig abschaltet und wie der Urlaubseffekt nicht gleich wieder verpufft.

Professor Dr. Dirk Windemuth, Direktor des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) © DGUV

Herr Windemuth, Umfragen zeigen immer wieder, dass Beschäftigte im Urlaub nicht richtig von der Arbeit abschalten können. Woran liegt das?

Das ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Aber es zeigt sich in der Regel: Je größer die täglichen beruflichen Herausforderungen und Belastungen sind, desto schwerer fällt es uns, im Urlaub den Kopf freizubekommen und abzuschalten. In der üblichen Arbeitshektik verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit ohnehin viel zu sehr – oft mit gesundheitlichen Folgen. Aber: Wir brauchen regelmäßige Auszeiten, um zu regenerieren und unsere Arbeitskraft zu erhalten. Auch wer nur kurz die Mails checkt oder mit der Firma telefoniert, empfindet in dem Moment vielleicht keinen Stress, kommt aber nicht zur Ruhe.

Der Klassiker ist ja auch: Die letzten Arbeitstage vor dem Urlaub sind gefüllt mit Meetings, Überstunden und Dingen, die man noch schnell fertig machen will. Pünktlich zu Urlaubsbeginn wird man dann krank oder fühlt sich völlig leer. Das ist ein Zeichen dafür, dass man sich vor dem Urlaub zu sehr verausgabt hat. Wirkliche Erholung stellt sich dann nur schwer ein.

Rechtzeitig mit Vorbereitungen beginnen

Was hilft beim Abschalten?

Sowohl die Vorbereitung als auch Länge und konkrete Gestaltung des Urlaubs sind wichtig. Auch wenn manche Menschen den Kitzel des Spontanen benötigen, einige Dinge sollten schon im Vorfeld geplant sein. Dazu gehören zum Beispiel Formalia oder auch Impfungen: Da ist es sinnvoll, sich früh genug Gedanken über den anstehenden Urlaub zu machen, damit die letzten Wochen vor dem Urlaub nicht schon hektisch werden. Die Beschaffung eines Visums kann viele Wochen in Anspruch nehmen, einige notwendige Impfschemata brauchen viele Wochen.

Und wie lang sollte ein Urlaub optimalerweise sein?

Einmal im Jahr müssen Beschäftigte mindestens zwei Wochen am Stück Erholungsurlaub nehmen. Sinnvoll für die Erholung sind sogar drei Wochen. Da stellt sich ein noch größerer Erholungseffekt ein, der auch länger anhält. Bei der konkreten Ausgestaltung steht die Abwechslung im Vordergrund: Wer im Arbeitsalltag körperlich schwer arbeitet, sollte es im Urlaub etwas schonender angehen; wer den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, sollte auch Aktivitätsphasen einplanen.

Erst nach wichtigen Projekten los

Die Vorbereitung auf den Urlaub ist besonders wichtig – Sie haben es bereits angesprochen. Was bedeutet das im Job konkret?

Bei der Urlaubsplanung müssen Arbeitsnehmende auch berufliche Angelegenheiten berücksichtigen: Ist schon frühzeitig bekannt, dass gerade ein wichtiges Projekt startet, ist es nicht sinnvoll, dann in den Urlaub zu fahren. Das gilt zumindest dann, wenn man weiß, dass man dann im Urlaub oft unterbrochen würde. Aber auch die Absprache zum Beispiel mit anderen Kolleginnen und Kollegen, die vertreten müssen und selbst auch ihren Urlaub planen, ist wichtig. Planen Sie auf jeden Fall so, dass Sie Unterbrechungen des Urlaubs durch die Arbeit unbedingt vermeiden!

Und wie organisiere ich meine Urlaubsvertretung am besten?

Wenn Aufgaben delegiert werden müssen, legen Sie fest, wer notwendige tägliche Routineaufgabe für Sie übernimmt. Erstellen Sie klassische Vollmachten oder nutzen Sie bei IT-Programmen entsprechende Optionen. Regeln Sie, wer für Sie unterschreibt usw. Ganz wichtig: Wer sorgt dafür, dass Ihr E-Mail-Postfach nicht überquillt? Viele E-Mails können auch andere Beschäftigte beantworten. Wenn Sie nach dem Urlaub nicht erst hunderte von Mails durchgehen müssen, gelingt auch der Wiedereinstieg in die Arbeit. Für den ist es auch gut, wenn Sie andere Beschäftigte, Kundschaft und wichtige Geschäftspersonen über den anstehenden Urlaub informieren. Eine automatisch generierte Abwesenheitsmeldung an diejenigen, die Ihnen schreiben, ist ergänzend ein Muss.

Wertvoll ist es auch, für den äußersten Notfall die Erreichbarkeit zu klären. Ein enger Kollege oder eine enge Kollegin sollte wissen, wie Sie erreichbar sind. Diese Person muss aber auch wissen, was solch ein Notfall ist und darf Ihre Kontaktdaten nicht weitergeben. Wer das ist, sollte im Betrieb bekannt sein. Aber grundsätzlich gilt natürlich: Sie müssen im Urlaub dienstlich nicht erreichbar sein.

Ruhig wiederbeginnen

Was kann ich tun, damit der Urlaubeffekt nicht gleich wieder verpufft?

Um gut wieder in den Arbeitsalltag zurückzukommen, habe ich eben ja schon ein paar Tipps gegeben. Übergeordnet muss stehen: Wenn Sie sich an den ersten Tagen gleich wieder verausgaben, ist der Urlaubseffekt schnell wieder weg. In der Summe ist dann schon nach wenigen Wochen die Leistung schlechter als sie urlaubsbedingt sein könnte. Deshalb ist wichtig: Organisieren Sie schon vor dem Urlaub Ihren Kalender für die erste Arbeitswoche so, dass Sie genügend Puffer für Ihre Mails und für Gespräche mit Ihren Kolleginnen und Kollegen haben. Die Gesundheit dankt es Ihnen – der Erhalt der Leistungsfähigkeit aber auch.