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Nachhaltig dank „Green Team“
Unternehmen bieten sich inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, nachhaltiger zu handeln. © Adobe Stock

Arbeitssicherheit : Nachhaltig dank „Green Team“

Wie kann ein Unternehmen nachhaltig agieren? Ein Gespräch mit Thomas Heinrichs und Hendrikje Tegtmeyer von Xylem Water Solutions.

Schon jetzt gibt es Organisationen und Unternehmen, die versuchen, die eigenen Beschäftigten einzubeziehen, um Klimaschutz und Nachhaltigkeit umzusetzen. Damit zahlen sie auf die Ziele des diesjährigen World Day for Safety and Health at Work 2024 der International Labour Organization (ILO) am 28. April ein – denn dieser steht diesmal ganz im Zeichen des Klimawandels. Das international tätige Unternehmen Xylem mit Schwerpunkt nachhaltige Wassertechnologie agiert dafür mit einem „Green Team“. Dessen Arbeit am Standort Herford erklären die Sicherheitsfachkräfte (SiFa) Thomas Heinrichs und Hendrikje Tegtmeyer. Beide wirken auch im unternehmensinternen EHS-Team mit (Environment, Health, Safety).

Thomas Heinrichs (links) und Hendrikje Tegtmeyer sind am Xylem-Standort Herford Sicherheitsfachkräfte sowie Mitglieder des EHS-Teams und des „Green Teams“ © Hendrikje Tegtmeyer

Herr Heinrichs, Frau Tegtmeyer, das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in vielen Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Wie kam es zu der Idee des Green Teams?

Thomas Heinrichs: Die Idee entstand vor sechs Jahren, als es darum ging, Ideen zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele von Xylem zu entwickeln. Diese konzentrieren sich auf den verantwortungsvollen Umgang mit Umweltressourcen. Um diese Ziele zu erreichen, werden sogenannte Eco-Efficiency-Projekte durch das Green Team umgesetzt. Sie zielen darauf ab, den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung an den Standorten zu minimieren. Da Nachhaltigkeit den gesamten Standort betrifft, werden alle Mitarbeitenden ermutigt, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen. Das Green Team koordiniert diese Impulse, indem es in Gruppen verschiedene Projekte durchführt. Mit diesen wollen wir die Nachhaltigkeitsziele erreichen und einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten.

Wie ist Ihr Green Team zusammengesetzt? Sind Sicherheitsfachkräfte und Sicherheitsbeauftragte ein Teil des Teams?

Hendrikje Tegtmeyer: Das Green Team setzt sich aus dem EHS-Team und ein bis zwei Personen pro Abteilung zusammen. Wir sind beide als Sicherheitsfachkräfte vertreten, Herrn Heinrichs als die offizielle SiFa und ich stellvertretend. Sicherheitsbeauftragte sind ebenfalls Teil des Teams. Die Eco-Efficiency-Projekte sind zudem auch feste Bestandteile in den Arbeitsschutzausschuss-Sitzungen (ASA).

Wie sehen Ihre Vorgehensweise und Ihre Maßnahmen aus, um die Themen umzusetzen?

Thomas Heinrichs: Am Anfang des Jahres gibt es immer ein Kick-Off-Meeting gemeinsam mit allen Mitgliedern des Green Teams, in dem die Xylem-Nachhaltigkeitsziele vorgestellt werden. Dann werden mögliche Projekte diskutiert, festgelegt und Projektteams gebildet. Dabei können sich alle Green-Team-Mitglieder frei äußern und ihre Ideen mitteilen. Jede Idee zählt und wird auf ihren Nutzen und ihre Umsetzbarkeit geprüft. Es kann sich dabei um kleinere Themen handeln, wie zum Beispiel den Austausch der Strahlregler in den Sanitäranlagen gegen sparsamere Alternativen oder die Anschaffung von Balkonkraftwerken als zusätzliche Stromquelle. Natürlich können nicht alle Ideen umgesetzt werden, da auch die Wirtschaftlichkeit am Ende eine Rolle spielt. Trotzdem werden durch das bunt gemischte Green Team immer wieder große und kleine Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit hervorgebracht, die am Ende auch einen wirklichen Nutzen haben – sowohl für die Umwelt als auch für die Firma.

Können Sie dazu konkrete Beispiele schildern?

Thomas Heinrichs: Ein Nachhaltigkeitsziel, das durch den Xylem-Konzern vorgegeben wird, lautet: Bis Ende 2025 sollen ausgewählte Standorte zu 100 Prozent das in den Produktionen benötigte Prozesswasser wiederverwenden. Das betrifft auch unseren Standort in Herford. In den Produktionen werden beispielsweise die Behälter der UV-Anlagen einem Drucktest unterzogen, um sicherzustellen, dass die Anlagen dicht verschlossen sind und keine Leckagen aufweisen. Dieser Drucktest wird mit Trinkwasser als Druckmedium durchgeführt. Durch die Führung des benötigten Trinkwassers in einem geschlossenen Kreislauf, einem sogenannten „Closed Loop“, sowie die Wiederaufbereitung des Wassers kann dieses mehrfach für die Drucktests verwendet werden. Die Wasserqualität wird dabei regelmäßig im Labor untersucht und das Wasser erst ausgetauscht, wenn die Qualität nicht mehr den Anforderungen für die Tests entspricht. So können wir im Schnitt 750 Kubikmeter Wasser im Jahr einsparen, was reduzierten Kosten von etwa 3.800 Euro entspricht. Mit den beiden „Closed Loops“ wurde in Herford bereits Ende 2023 das Ziel erreicht, 100 Prozent Prozesswasser wiederzuverwenden.

Hendrikje Tegtmeyer: Ein weiteres Beispiel war die Anschaffung von schaltbaren Zwischensteckdosen für die Arbeitsplätze, mit denen das gesamte Schreibtischequipment über einen einzigen Schalter stromlos geschaltet werden kann. Somit werden in der Nacht und an Wochenenden auch kleinere Stromverbräuche durch Standby-Geräte vermieden. Diese Steckdosen wurden von der Unternehmensleitung angeschafft und zur Verfügung gestellt, sodass alle Mitarbeitenden ihren Schreibtisch damit ausstatten konnten. Auch hier stammt die Idee von einem Mitarbeiter aus dem Green Team.

Ist die Arbeit des Green Teams auch mit dem Thema Arbeitsschutz verknüpft?

Thomas Heinrichs: Je nach Eco-Efficiency-Projekt gibt es nicht nur eine Verbesserung beziehungsweise Einsparung der Umweltressourcen. Es kann sich auch gleichzeitig eine Verbesserung im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ergeben. Bei dem zuvor genannten Projekt der „Closed Loops“ konnten wir zum Beispiel den Arbeitsschutz in den Testbereichen optimieren, indem wir feste Leitungen und zusätzliche Pumpen installiert haben. Dadurch wurde die Ergonomie beim Arbeitsprozess verbessert und Stolperfallen durch zum Beispiel lose Schlauchleitungen auf dem Boden reduziert oder sogar beseitigt. Im zweiten Beispiel mit den schaltbaren Zwischensteckdosen an den Arbeitsplätzen wird die Brandgefahr durch über Nacht und über das Wochenende eingeschaltete Geräte minimiert.

Was kann Ihrer Erfahrung nach das Green Team bei Xylem bewirken und welchen Stellenwert hat es?

Hendrikje Tegtmeyer: Das Green Team ist fester Bestandteil im Unternehmen und wird durch das Standortmanagement unterstützt. Konkret bedeutet dies, dass das Management unter anderem den Teammitgliedern des Green Teams, die alle freiwillig Teil des Green Teams sind, die benötigte Zeit für die Projekte und Meetings zur Verfügung stellt. Auch ein Budget zur Umsetzung der Projekte wird vom Standortmanagement zur Verfügung gestellt. Besondere Projekte, die es in die erfolgreiche Umsetzung geschafft haben, werden zudem auch nochmal am gesamten Standort im Rahmen von stattfindenden Mitarbeitendenversammlungen vorgestellt.

Würden Sie anderen Unternehmen die Etablierung eines Green Teams empfehlen?

Thomas Heinrichs: Definitiv. Unser Green Team setzt sich aus unterschiedlichen Mitarbeitenden aus den verschiedensten Abteilungen zusammen. Dadurch ergeben sich viele Sichtweisen und Ideen, was man tun kann, um Umweltressourcen einzusparen und auch Arbeitsplätze sowie Bereiche zu verbessern. Aus der Erfahrung heraus ist es sehr wichtig, dass Mitarbeitende freiwillig in das Green Team möchten und an Projekten arbeiten wollen. Auch das Standortmanagement ist hier sehr wichtig. Es muss die Projekte unterstützen und auch Erfolge kommunizieren, auf Standortebene in den genannten Mitarbeitendenversammlungen oder auch standortübergreifend bei weiteren Managementmeetings.

Klicktipp

Weitere Informationen über die Arbeit der ILO und einen eigens zu diesem Jahrestag erstellten Report zum ILO World Day for Safety and Health at Work 2024 am 28. April finden Sie auf der Website der ILO.