Link to header
Leitern auf Sicherheit prüfen
Bei den Johannitern im Regionalverband Weser-Ems hat ein Lehrgang Sibe Andreas Rempe befähigt, Leitern auf Sicherheitsmängel zu prüfen. © Johanniter Ortsverband Oldenburg/Stefan Greiber

Arbeitssicherheit : Leitern auf Sicherheit prüfen

Ist die Leiter sicher und intakt? Das müssen befähigte Personen im Betrieb regelmäßig prüfen. Wie eine solche Prüfung aussieht und welche.

Leitertritte im Büro nutzen die Johanniter im Regionalverband Weser-Ems regelmäßig, um höher ­gelegene Regale zu erreichen. Einen davon musste Sicherheits­beauftragter Andreas Rempe kürzlich aussortieren. Denn als ­befähigte Person zur Prüfung von Leitern und Tritten entging seinem geschulten Blick nicht: Ein Scharnierbruch hatte zu scharfkantigen Ecken und ­Instabilität geführt. Der Tritt war nicht mehr sicher.

Unfallgeschehen mit Leitern

Rempe prüft regelmäßig, ob alle Leitern des Regionalverbands ­intakt und ­sicher nutzbar sind, um Unfälle zu vermeiden. Zwar geschieht der Großteil der jährlich etwa 20.000 meldepflichtigen Arbeitsunfälle mit Leitern, weil sich die Person auf der Leiter falsch verhält, bestätigt Thomas Jacob vom Sachgebiet Bauliche Ein­richtungen und Leitern der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Aber auch Mängel wie Bruchstellen oder fehlende rutschfeste Leiterfüße sind ein Risiko. „Egal welche Ursache, schon Stürze aus geringer Höhe können zu schweren Unfällen führen und Beschäftigte häufig bis zu sechs Wochen ausfallen lassen.“

Klicktipp: Andreas Rempe im Interview

Wie Andreas Rempe zum Thema Leitern geschult wurde und ob sich diese Tätigkeit auf sein Ehrenamt als Sicherheitsbeauftragter auswirkt, erzählt er im Interview.

Vorbeugend prüfen

Um Unfälle durch Schäden zu vermeiden, müssen Beschäftigte eine Leiter vor jeder Nutzung auf augen­scheinliche Mängel kontrollieren (Sichtprüfung). Unabhängig davon muss eine vom Unternehmen beauftragte Person (befähigte Person) in festgelegten Abständen eine Leiterprüfung durchführen, erklärt Jacob. Bei den Johannitern übernimmt das Rempe: „Ich baue jede Leiter auf und dokumentiere Leiterart, Prüfkriterien und Ergebnisse.“ So ist der Sicherheitsstatus der ­Leiter ­immer nachvollziehbar. Wie oft eine Prüfung notwendig ist, entscheidet die Ge­fähr­dungs­beur­teilung. Je nach Einsatzfeld, Nutzungshäufigkeit und Lagerungs- und Transportbedingungen kann das variieren. Jacob empfiehlt mindestens einmal im Jahr.

Gut zu wissen: Leiterzubehör für mehr Sicherheit

Gegen Wegrutschen an der Wand:

  • Leiterkopfsicherungen: gegen ­seitliches Wegrutschen der Leiter, erhöhen die Stabilität
  • Wandabstützungen: erhöhte Standsicherheit durch Ver­breiterung des Leiterkopfes
  • Zurr- oder Spanngurte mit Klemmschloss: gegen ­seitliches Wegrutschen

Sicher am Boden:

  • Antirutschmatten: für sicheren Stand
  • Einhängevorrichtungen und -haken: gegen Wegrutschen, etwa bei Untergrund in Nass- und Fettbereichen
  • Leiterfüße mit guter Rutschhemmung oder Stahl­spitzen: für besseren Halt/gegen Wegrutschen auf verschiedenen Untergründen
  • gebogene Traversen: für schnellen Niveauausgleich
  • einseitige Holmverlängerung: für Niveauausgleich auf geneigten Flächen

Auf der Leiter:

  • Einhängepodeste: für breitere Standflächen auf den Sprossen
  • Eimerhaken: zum sicheren Einhängen z. B. von Farbeimern

Leitern prüfen: Durch Wissen befähigt

Welche Qualifikationen die befähigte Person aufweisen muss, ermittelt der Betrieb. Erforderlich sind situativ abhängig beson­dere Arbeitserfahrungen oder Schulungen. Auch Rempe hat bei einem Lehrgang vom Gemeinde-Unfallversicherungsverband Oldenburg die relevanten gesetzlichen Regelungen, Leiterarten und Prüfpunkte gelernt. Andere Berufsgenossenschaften und Unfallkassen bieten ebenfalls Schulungen an.

DGUV-Experte Jacob verweist auch auf Online-Angebote wie die „Leiter-Check“-Apps der BGHW. Sie vereinfachen zudem den Prüfvorgang, indem sie Prüfpunkte nach Leiterart filtern und Ergebnisse direkt digital festgehalten werden können. „Je unkomplizierter Trainings- und Prüfbedingungen, desto einfacher ist es besonders für kleinere Betriebe, Beschäftigte zur Prüfung zu befähigen“, sagt Jacob. Das sollte bedacht werden, denn Leitern werden in ganz unterschiedlichen Betrieben und Branchen eingesetzt.

Klicktipp: Checklisten für Prüfkriterien

In der DGUV-Information 208-016 „Verwendung von Leitern und Tritten“ findet sich eine Checkliste zur Überprüfung von Leitern und Tritten.

Unter leiter-check.bghw.de steht die BGHW-App zur Verfügung, die nach Prüfpunkte nach Leiterart filtern kann.

Checkliste und Online-Training zur Leiterprüfung sind unter training.leiter-check.bghw.de zugänglich.

Alles niet- und nagelfest

Auf Baustellen unter extremen Wetter­be­dingungen müssen sie etwa andere Be­dingungen erfüllen als in der Chemie­industrie oder im Hochspannungsbereich. Die Leiterart definiert die Prüfkriterien. Sind Sprossen intakt, Spreizsicherungen vor­handen, Leiterfüße in gutem Zustand, Schrauben fest? Ist das Oberflächenmaterial unversehrt, die Leiter sauber? Immer gut lesbar an­gebracht sein sollte die Sicherheitskennzeichnung vom Hersteller mit Piktogrammen zur rich­tigen Nutzung. Genauso eine Plakette zur letzten respektive nächsten Prüfung.

Die passende Leiter

Die regelmäßige Prüfung kostet Zeit, ist aber ein wichtiger Sicherheitsfaktor. Denn im stressigen Arbeits­alltag fällt die individuelle Sicht­prüfung gern mal aus, weiß Jacob. Sicherheitsbeauftragte können Mitarbeitende daran erinnern, sollten aber vor ­allem selbst bestmöglich informiert sein und sich zur korrekten Nutzung von Leitern auskennen. Sich im Team zu erkundigen, ob die zur Verfügung gestellten ­Leitern zweckmäßig und praxistauglich sind, sorgt ebenfalls für Sicherheit. Denn sicher genutzt werden kann eine Leiter nur, wenn auch das passende Modell für den jeweiligen Einsatz vorhanden ist.