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Leiterprüfungen sorgen für den sicheren Tritt
Beschäftigte müssen die Leiter vor jeder Nutzung einer Sichtprüfung unterziehen. Befähigte Personen prüfen Leitern regelmäßig genaue auf bestimmte Prüfkriterien. © Adobe Stock/ Andrey Popov

Arbeitssicherheit : Leiterprüfungen sorgen für den sicheren Tritt

Bei den Johannitern im Regionalverband Weser-Ems prüft Andreas Rempe alle Leitern, ob sie sicher nutzbar sind.

Warum haben Sie sich speziell zum Thema Leitern weiterbilden lassen?

Als Sicherheitsbeauftragter tausche ich mich mit unserer Fachkraft für Arbeitssicherheit aus. Diese kennt die Statistiken zum Unfallgeschehen mit Leitern und behält Risiken im Betrieb im Auge. Und weil ich hauptamtlich im Facility Management tätig bin und daher über die Ausstattung am Standort Bescheid weiß, lag ein Austausch zum Thema nahe. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit machte mich auf einen Lehrgang beim Gemeinde-Unfallversicherungsverband Oldenburg aufmerksam. Eine sinnvolle, reine Präventivmaßnahme, denn zum Glück hatten wir keinen besonderen Handlungsbedarf wegen vermehrter Leiterunfälle. Der Lehrgang sollte Wissen liefern, um ganz gezielt vorbeugen zu können.

Was konnten Sie aus dem Lehrgang für Ihren Arbeitsalltag mitnehmen?

Nach den intensiven acht Stunden hatte ich einen schärferen Blick für die Risiken, die von einer Leiter ausgehen können. Das hat mich überzeugt. Im Seminar wurden alle Leitertypen erklärt: Mehrzweckleitern, Anlegeleitern, Stehleitern, Feuerwehrleitern – so kann ich jetzt alle Leiterarten prüfen. Es war auch spannend zu sehen, aus welchen Gewerken die anderen Teilnehmenden kamen: Sieben Frauen und 18 Männer, darunter Büroangestellte, Leuten aus der Verwaltung, vom Bau und Gerüstbau.

Sicherheitsbeauftragter Andreas Rempe hat sich mithilfe eines Lehrgangs zur prüfbefähigten Person schulen lassen. © Johanniter Ortsverband Oldenburg Regionalverband Weser-Ems

Welche Leitertypen prüfen Sie bei den Johannitern vorrangig?

Wir haben etwa 40 Leitern, die geprüft werden müssen. In der Rettungswache gibt es große Anlegeleitern, um auf das Fahrzeugdach zu gelangen, oder große Stehleitern, wenn zum Beispiel eine Lampe an der hohen Hallendecke repariert werden muss. In den Büros kommen eher die kleineren Tritte zum Einsatz, etwa um Ordner aus höhergelegenen Regalen zu holen. Aber auch diese kleineren Leitern sollten nicht unterschätzt werden. Wenn sie etwa wegen Verschleiß instabil werden, reicht auch eine geringe Fallhöhe, um sich bei einem Fall zu verletzen.

Das soll die Leiterprüfung vermeiden. Wie läuft diese ab?

Zuerst wird dokumentiert, welche Art von Leiter geprüft wird, ob sie einteilig ist oder mehrteilig. Davon hängen die weiteren Prüfkriterien ab. Dann wird die Leiter einmal aufgebaut und kontrolliert. Sind Beschädigungen vorhanden, funktionieren die Scharniere, gibt es Defekte, sind Prüfzeichen und Typenschild angebracht und lesbar? Die Ergebnisse werden festgehalten, die Leiter mit Artikelnummer als geprüft registriert und am Ende bekommt sie ein neues Prüfsiegel. Anfangs habe ich die Prüfungen noch handschriftlich archiviert, inzwischen läuft das aber digital. Eine Erinnerung im E-Mail-Kalender zeigt mir frühzeitig die anstehenden Termine zur nächsten Prüfung an.

Klicktipp: Infos für die sichere Leiter

  • Eine Checkliste und worauf bei der Prüfung verschiedener Leitern geachtet werden sollte, ist in der DGUV Information 208-016 Die Verwendung von Leitern und Tritten“ zu finden
  • Mit Apps der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) kann ein kompaktes Online-Training absolviert und bei der Prüfung nach verschiedenen Leiterarten und entsprechenden Kriterien gefiltert werden

Mussten Sie auch mal Leitern aussortieren?

Ja, ein Leitertritt und drei fünfstufige Stehleitern haben sich bei der Prüfung als nicht mehr sicher herausgestellt. Vor dem Lehrgang hätte ich das leicht übersehen – aber mit dem angeeigneten Wissen fiel mir auf, dass an ihnen Scharniere gebrochen waren und dadurch scharfkantige Teile eine sichere Nutzung gefährdeten. Das entspricht natürlich nicht den Kriterien einer sicheren Leiter. Die betroffenen Leitern wurden dann aussortiert und durch neue ersetzt.

Mit kritischem Blick prüft Rempe die Leitern. Sind die Sprossen intakt, die Schrauben fest, das Material unbeschädigt? © Johanniter Ortsverband Oldenburg Regionalverband Weser-Ems

Werden Sie bei der Auswahl neuer Leitern hinzugezogen?

Ja, auch da ist die Expertise nützlich. Es wurde beispielsweise eine neue Leiter für den Aufstieg auf das Dach des Rettungswagens benötigt. Dafür ist aber ein elektrisches Fahrgerüst besser geeignet als eine Leiter, weil es eine stabilere und breitere Stehfläche bietet. Solche Gerüste sind teuer und bei größeren Neuanschaffungen muss zwar eine Kosten-Nutzen-Rechnung gemacht werden, aber die Sicherheit der Kollegen und Kolleginnen steht immer an erster Stelle.

Wirkt sich die neue Verantwortlichkeit auch auf Ihr Ehrenamt als Sibe aus?

In meiner Position als Sibe werde ich tatsächlich eher zu Themen wie kaputte Bürostühle oder Stolperfallen angesprochen. Mein Hauptfokus liegt auf allgemeinen Sicherheitsthemen wie der Prüfung von Elektrogeräten und Feuerlöschern, korrekt beschilderten Fluchtwegen oder ausreichender Ausleuchtung von Wegen. Wenn ich mich mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit abspreche, sind aber auch Leitern immer wieder Thema. Und durch das neu erlernte Wissen und mein neues Verständnis für Leitern als mögliche Gefahrenquellen bin ich auch als Sibe aufmerksamer geworden.