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Sichere Maschinen per App
In der App ist für alle ersichtlich, wie die morgendliche Sicherheitsprüfung an jeder Maschine ausgefallen ist. © Horsch, Getty Images/CourtneyK

Arbeitssicherheit : Sichere Maschinen per App

Das Unternehmen Horsch baut Landmaschinen. Bei der Prüfung der Produktionsanlagen hilft eine App, die Auszubildende entwickelt haben.

Bevor morgens die Arbeit beginnt, greifen die Beschäftigten von Horsch Maschinen zu ihren Handys. Nicht etwa, um zu telefonieren oder sich über die aktuelle Nachrichtenlage zu informieren – nein, das Handy dient dem Arbeitsschutz. Denn darauf befindet sich eine vom Unternehmen entwickelte App, mit der die Beschäftigten den Sicherheitsstatus von jeder einzelnen Anlage abrufen können, etwa von Zugdruckprüfmaschinen, hydraulischen Pressen und Montagevorrichtungen.

Von analoger zu digitaler Prüfung

Seit 2019 gibt es die App. In Papierform war der morgendliche Sicherheitscheck allerdings bereits zuvor gang und gäbe. Nach einem Arbeitsunfall erklärte das Unternehmen die tägliche Überprüfung der Maschinen zur Pflicht. Die Ergebnisse trugen die Beschäftigten jeden Tag in ein Prüfblatt ein. Einmal in der Woche wurden die Blätter eingesammelt, abgeheftet und anschließend digitalisiert.

Etwa ein halbes Jahr habe die Firma dies so gehandhabt, erzählt Michaela Rester, Mitarbeiterin der Qualitätssicherung bei Horsch. Sie berichtet: „Die Zettel haben oft für Unmut gesorgt. Immer wieder sind sie verloren gegangen oder wurden falsch abgeheftet.“ Ein weniger fehleranfälliges Verfahren musste her. Mit ihrem Kollegen Nico Paulus hat sie, als die beiden noch in der Ausbildung waren,  eine Prüf-App als Lösung für die Zettelwirtschaft geplant und umgesetzt.

Gut zu wissen

Digitale Arbeitsmittel erfolgreich einführen

Apps und Computerprogramme erleichtern nur dann die Arbeit, wenn sie nutzerfreundlich gestaltet sind. Dann gilt die Software als ergonomisch. Darauf sollten Unternehmen achten, wenn sie Software entwickeln, erwerben oder einsetzen:

  • Beschäftigte befragen, für welche Aufgaben sie die Software nutzen und welche Funktionen sie dafür benötigen. Dies können Sicherheitsbeauftragte, Führungskräfte und IT-Fachkräfte tun.
  • Beschäftigte beobachten, wie sie mit neuen Apps und Programmen umgehen. Wenn sie häufig frustriert sind, sie auch nach der Einarbeitung viel Zeit benötigen oder die Arbeit mit der Software vermeiden, nach Optimierungswünschen fragen.
  • Beschäftigte schulen, wie sie die Software bestmöglich verwenden und individuell einstellen können.

Klicktipp: Eine DGUV Information liefert Praxistipps für ergonomische Software

Die App weist Aufgaben automatisch zu

Die App funktioniert über ein Online-Portal, das Paulus selbst programmiert hat. Inzwischen arbeitet er in der IT-Abteilung des Unternehmens und ist weiterhin für die Optimierung der App zuständig. Der digitale Prüfvorgang ist denkbar einfach: Bis zu einer bestimmten Uhrzeit muss jede Vorarbeiterin und jeder Vorarbeiter die Maschinen überprüft haben. Ist der Zeitpunkt verstrichen, erhält die zuständige Person eine Erinnerungsmail.

Wenn in der App ein Sicherheitsmangel dokumentiert wird, wird wiederum die Instandhaltungsabteilung automatisch informiert. Sie kann dann zeitnah mit der Reparatur beginnen. Auch eine Stellvertreter­regelung gibt es: Ist die Vorarbeiterin oder der Vorarbeiter krank oder im Urlaub, weist die App die anfallenden Aufgaben automatisch einer anderen Person zu. Diese wiederum hat ebenfalls Zugriff auf alle relevanten Daten.

Die Erfahrungen mit dem digitalen Werkzeug seien bislang durchweg positiv, bei den Sicherheitsbeauftragten sowie den übrigen Kollegen und Kolleginnen, sagt Christoph Beier, leitende Sicherheitsfachkraft für die drei deutschen Unternehmensstandorte: „Es lässt sich nun besser nachvollziehen, was wann geprüft wurde und wann die letzte Instandhaltung durchgeführt wurde.“

App mit Präventionspreis Schlauer Fuchs ausgezeichnet

Auch dank der Prüf-App ist Horsch inzwischen ein weitgehend papierloses Unternehmen. Diesen Aspekt hob die Jury des Präventionspreises Schlauer Fuchs hervor, den die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) regelmäßig vergibt. Sabrina Scholz, die als BGHM-Aufsichtsperson den Stammsitz von Horsch betreut, sagte bei der Preisverleihung: „Die App ist nicht nur ein Benefit für die Sicherheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz, sondern stützt den effizienten Einsatz von Ressourcen und den Leitgedanken der Nachhaltigkeit.“

Ebenso gefiel der Jury, dass der Unternehmensnachwuchs in Eigenregie ein Projekt umgesetzt hat, das zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit geworden ist. Für die ehemaligen Auszubildenden ist die Auszeichnung eine schöne Anerkennung. Für Michaela Rester ist es aber die größe Freude, dass der Arbeitsalltag durch die App für alle so viel einfacher geworden ist.

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