Gesundheitsschutz : Handy weg: Auch mal offline sein
Auftrag ans Gehirn: Wichtige E-Mail schreiben. Dauer bei konzentriertem Arbeiten: elf Minuten. Aufmerksamkeit bündeln, konzentrieren – und los! Die Nervenzellen vor dem Stirnlappen der rechten Hirnhemisphäre verarbeiten jetzt Signale, die für diese Aufgabe benötigt werden. Aber dann erscheint – „pling“ – auf dem neben der Tastatur liegenden Handy eine Nachricht. Ein kurzer Blick genügt, und das Gehirn benötigt mehrere Minuten, um sich wieder in die ursprüngliche Aufgabe einzudenken. Für die braucht es also jetzt mehr Zeit. Im Arbeitskontext wird das natürlich nicht gern gesehen. Liegt das Handy im direkten Sichtbereich, stellt es einen zusätzlichen Reiz dar – selbst wenn es nicht klingelt. Es wird als Information immer wieder wahrgenommen, gespeichert und auf Wichtigkeit geprüft. „Dieses Filtern benötigt, wenn auch geringfügig, Aufmerksamkeit vom Gehirn und senkt die Konzentration auf anderes“, erklärt Prof. Dr. Dirk Windemuth, Psychologe und Leiter des Instituts für Arbeit und Gesundheit (IAG) der DGUV.
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Studien und Informationen des PräDiTec-Projektes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Folgen von vermehrter Handy-Nutzung
Das Handy sticht also andere Reize, die das Gehirn eigentlich gerade bearbeiten würde, oft aus. Sei es bei der Arbeit oder während einer Unterhaltung mit Bekannten. Exzessive Handynutzung hat mitunter auch gesundheitliche und psychische Folgen: Verspannungen, Kopfschmerzen, gereizte Augen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, erhöhtes Stressempfinden und Erschöpfung, Schlafstörungen, sogar Aggression. Im schlimmsten Fall führt Ablenkung durchs Handy zu Unfällen im Straßenverkehr oder beim Führen komplexer Maschinen. Das sind ausreichend Gründe, den eigenen Handykonsum zu hinterfragen und zu reduzieren.
Die Handynutzung reduzieren
Prof. Dr. Dirk Windemuth, Psychologe und Leiter des Instituts für Arbeit und Gesundheit (IAG) der DGUV rät dazu:
- Handy in einen anderen Raum legen: Das hilft beim konzentrierten Arbeiten. Denn selbst ausgeschaltet in Sichtweite versetzt das Gerät das Gehirn in Habachtstellung.
- Feste Nutzungszeiten einführen: Bei wenigen, etwas längeren und ausschließlich dem Handy gewidmeten Zeitfenstern muss das Gehirn seltener umdenken. Kurze, aber ständige Checks sind fordernder. Achtung: Zeitfenster für die private Handynutzung gehören nicht in die Arbeitszeit.
- Verzögerung eigener Antworten etablieren: Die Annahme, Nachrichten müssten sofort beantwortet werden, ist verbreitet. Wer sich davon löst, reduziert Stress.
- Push-Benachrichtigungen deaktivieren: Je seltener das Handy vermeintlich neue Informationen schickt, desto weniger erwartet das Gehirn sie auch.
- Arbeitspausen ohne Handy: In Pausen soll sich das Gehirn erholen. Wird es auch dann mit zusätzlichen zu verarbeitenden Reizen bombardiert, hat das Kurzzeitgedächtnis Dauerbetrieb statt Ruhe.