Gesundheitsschutz : UV-Strahlung: Hautkrebs vorbeugen
An ihren Arbeitsplätzen in gut zwanzig Metern Höhe bekommen Freileitungsmonteurinnen und -monteure Wind und Wetter unmittelbar zu spüren. Das gilt für schlechte Witterung ebenso wie für gute. Wenn ab Frühjahr die Sonne immer stärker vom wolkenlosen Himmel brennt, wird die Arbeit im Freien zunehmend zum Gesundheitsrisiko.
Regelmäßig veröffentlicht die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Zahlen zur UV-Strahlenbelastung verschiedener Berufsgruppen. Freileitungsmonteure gehören zu den Berufsgruppen, die sich stets auf den vordersten Plätzen befinden.
Trotz hoher Temperaturen gilt es, sich vor UV-Strahlung zu schützen. Dazu tragen die Monteurinnen und Monteure luftige, lange Kleidung und beginnen ihre Arbeit im Sommer früher als sonst. Für das Gesicht verwenden sie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.
Das Risiko von Hautschäden im Blick behalten
Damit machen sie bereits vieles richtig, erläutert der Dermatologe Dr. Michal Gina vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV. Denn wer bei strahlendem Sonnenschein im Freien arbeitet, sollte vor allem das Risiko von Hautschäden im Blick behalten: „UV-Strahlung auf der Haut kann kurzfristige und langfristige Auswirkungen haben.“
Am bekanntesten ist dabei der Sonnenbrand, der sich, je nach Hauttyp, bereits binnen weniger als einer Stunde ausbildet. Zwar sei die Schädigung der Hautzellen meist nach kurzer Zeit durch die zell-eigenen Reparaturprozesse weitgehend behoben. „Doch wer sich immer wieder über einen längeren Zeitraum UV-Strahlung aussetzt, riskiert bleibende Zellschäden, die zu Veränderungen in der Erbsubstanz und unter anderem zum sogenannten hellen Hautkrebs führen können“, so der Mediziner.
„Wir brauchen ein grundsätzliches Verständnis in der Gesellschaft für Schäden, die durch UV-Strahlung entstehen können, das am besten schon in der Kindheit ansetzt.“ – Claudine Strehl, Projektleiterin GENESIS UV
Heller Hautkrebs als Berufskrankheit
Manche Formen des hellen Hautkrebses werden mittlerweile als Berufskrankheit anerkannt, wenn der Krebs unmittelbar auf die berufliche Tätigkeit zurückzuführen ist. Meist bilde er sich an denjenigen Hautstellen, die über die Jahre stark der Sonne ausgesetzt waren, sagt Dr. Michal Gina.
Die Krankheit zeigt sich dann als ein hautfarben bis rötlicher, rauer, schuppender Fleck, der oft mit einer Kruste bedeckt ist. Im weiteren Verlauf kann dieser Fleck wachsen und Geschwüre bilden. Davon besonders betroffen sind Beschäftigte, die zwischen April und September mindestens eine Stunde an 50 Tagen bei intensiver Sonneneinstrahlung im Freien arbeiten.
Arbeitszeiten im Sommer anpassen
Seit Ende 2019 können sie eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen und sich beraten lassen, erklärt Dr. Michal Gina. Sicherheitsbeauftragte können Kolleginnen und Kollegen dabei unterstützen, ihre Arbeitszeiten im Sommer der UV-Strahlung anzupassen. Was die Ehrenamtlichen darüber hinaus tun können, erläutert Experte Christoph Marc im Interview.
Um die schädlichen Auswirkungen übermäßiger UV-Strahlung zu untersuchen, hat das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) 2014 das Messprojekt GENESIS UV gestartet. Teilnehmende messen mit einem elektronischen Gerät am Oberarm die Intensität der UV-Strahlung, der sie im Arbeitsalltag ausgesetzt sind. Über einen Tablet-PC leiten sie die Daten an das IFA weiter.
Berufsgruppen stellen unterschiedliche Anforderungen an Prävention
„Ein wichtiges Ziel des Projekts ist es, für verschiedene Berufsgruppen passende Präventionsansätze zu erarbeiten“, erklärt Projektleiterin Claudine Strehl. Die Teilnehmenden stammen aus verschiedensten Berufsgruppen wie Freileitungsmontage, Zustellung, Baugewerbe und Weinbau. Die Ergebnisse der Messungen verdeutlichen, dass jede Berufsgruppe individuelle Prävention benötigt.
„Und auch innerhalb der Berufsgruppen gibt es teils erhebliche Unterschiede“, sagt Strehl. „So sind Postzusteller und Postzustellerinnen in der Stadt meist mehr der Sonne ausgesetzt als solche auf dem Land, die meist weitere Strecken eher mit dem Auto zurücklegen als mit dem Fahrrad.
Auch im Privaten auf UV-Schutz achten
Letztlich müssten alle dafür sensibilisiert werden, auch im Privaten mehr auf UV-Schutz zu achten, glaubt Claudine Strehl. Dazu misst das IFA seit vergangenem Jahr auch die UV-Exposition in der Freizeit.
Für ihre Messungen sucht die Projektgruppe fortlaufend Freiwillige. „Wir brauchen ein grundsätzliches Verständnis in der Gesellschaft für Schäden, die durch UV-Strahlung entstehen können, das am besten schon in der Kindheit ansetzt“, so die Projektleiterin.