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Sicher Radfahren: Indirekt Linksabbiegen
Geradeaus über die Kreuzung fahren und dann von rechts die Straße überqueren (s. grüne Linie): Dieses indirekte Linksabbiegen wird Radfahrenden empfohlen. © DVR

Verkehrssicherheit : Sicher Radfahren: Indirekt Linksabbiegen

Auf dem Fahrrad ist Linksabbiegen besonders risikoreich. Daher empfehlen Fachleute den indirekten Weg. So geht’s.

Radfahrende sind im Straßenverkehr besonders verletzlich und können leicht übersehen werden. Herausfordernd, vor allem bei viel Verkehr: Das Linksabbiegen. Kay Schulte ist Referatsleiter Unfallprävention – Wege und Dienstwege beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR). Er erklärt, warum bei diesen Situationen indirektes Abbiegen empfehlenswert ist, worauf dabei geachtet werden muss und wie Radfahrende sich und andere noch schützen können.

Kay Schulte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat e. V. © DVR

Herr Schulte, für Kraftfahrzeuge gilt beim Thema sicher links abbiegen: Blinker setzen, rechtzeitig einordnen, doppelter Seitenblick, Gegenverkehr beachten. Gilt das im Prinzip auch für Radfahrende – lediglich mit Handzeichen statt Blinker?

Im Prinzip ja – wenn Radfahrende sich zusammen mit den anderen Fahrzeugen im Fahrstreifen zum Linksabbiegen einordnen. Allerdings birgt das Linksabbiegen mit dem Fahrrad eine hohe Unfallgefahr. Daher wird explizit empfohlen, mit dem Rad lieber indirekt links abzubiegen. Das wird mittlerweile auch bei Fahrradtrainings für Kinder so vermittelt. Und dann funktioniert der Linksabbiege-Vorgang etwas anders.

Wie biegt man indirekt links ab?

Indirekt links abbiegen bedeutet: Statt sich mit den Fahrzeugen im linken Fahrstreifen einzuordnen, bleiben Radfahrende im rechten Fahrstreifen beziehungsweise auf dem Radweg. Sie überqueren zunächst geradeaus die Kreuzung und halten dann rechts an. Dort drehen sich praktisch um 90 Grad. Handelt es sich um eine Kreuzung mit Ampel, ordnen sich Radfahrende dort neben den Fahrzeugen ein, vor der Ampel und überqueren dann bei Grün die Kreuzung.

An einer links-vor-rechts-Kreuzung ohne Ampel müssen sie zunächst den Verkehr von rechts passieren lassen, sich dann im 90-Grad-Winkel drehen und dann erneut den Verkehr von rechts passieren lassen. Das dauert zwar meist etwas länger, ist aber klar der sicherere Weg. Gerade auf Straßen mit viel Verkehr. Wichtig: Beide Varianten sind erlaubt, sofern eigene Fahrstreifen oder Ampeln für Radfahrende nicht sowieso das indirekte Abbiegen vorgeben.

Zum Weiterlesen

Die Broschüre „Sicher Rad fahren“ gibt weitere Tipps für den Straßenverkehr.

Was sollten Radfahrende noch beachten, um sicher links abzubiegen, um sich, aber auch andere nicht zu gefährden?

Wie auch für Menschen in Kraftfahrzeugen gilt für Radfahrende: Sie müssen besonders auf Personen zu Fuß Rücksicht nehmen. Diese haben in der Regel Vorrang, wenn sie die Straße überqueren, die ebenfalls linksabbiegende Radfahrende passieren wollen. Zudem müssen Radfahrende immer bedenken, dass sie praktisch nicht zu hören sind. Und da viele Fußgängerinnen und Fußgänger nach Gehör laufen, ist vor allem an Kreuzungen ohne Ampeln besondere Vorsicht geboten. Unabhängig davon, wer Vorrang hat, gegenseitige Rücksichtnahme ist immer besser als Rechthaberei.

Wie können Betriebe diese Risiken thematisieren, etwa, wenn viele Beschäftigte mit dem Rad zur Arbeit kommen? Können hier auch Sicherheitsbeauftragte unterstützen?

Betriebe haben viele Möglichkeiten, die besonderen Risiken von Radfahrenden auf den täglichen Wegen zu thematisieren. Hierfür eignen sich unter anderem Dienstbesprechungen. Sicherheitsbeauftragte können beispielsweise die morgendlichen Wege zur Arbeit ansprechen. Hat es Beinaheunfälle gegeben? Welche Handlungsalternativen lassen sich daraus ableiten?

Nicht zuletzt kann so eine gute Fehlerkultur im Betrieb etabliert werden. Kommen viele Beschäftigte mit dem Fahrrad zur Arbeitsstätte, könnten auch Interessenskreise eingerichtet werden, die die täglichen Wege im Umfeld des Betriebes auf besondere Gefährdungen untersuchen. Auf Basis der gesammelten Erfahrungen könnten sichere Verhaltensstrategien erarbeitet oder Weiterbildungen angestoßen werden. Sicherheitsbeauftragte können darüber hinaus Kolleginnen und Kollegen auf mögliche Gefährdungen auf dem täglichen Weg zur Arbeit gezielt ansprechen, um diese an die Verantwortlichen für Arbeitssicherheit weiterzugeben.