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Ladungssicherung: Die richtigen Schlüsse ziehen
Zurrgurte können dabei helfen, auch schwere Ladung so zu sichern, dass sie sich während des Transports nicht löst. © Adobe Stock/Animaflora PicsStock

Verkehrssicherheit : Ladungssicherung: Die richtigen Schlüsse ziehen

Ladungssicherung ist ein häufig vernachlässigtes Thema in Unternehmen. Zu Unrecht. Worauf es bei der Lastenverteilung und den Zurrgurten ankommt.

Die Risiken durch schlecht gesicherte Ladung werden oft ausgeblendet, und das kann zu schweren Unfällen führen. Für 2020 weist das Statistische Bundesamt 537 Unfälle mit Personenschaden aus, bei denen „unzureichend gesicherte Ladung“ die Ursache ist. Hinzu kommen 1.004 Unfälle mit schwerwiegendem Sachschaden aus diesem Grund. Sicherheitsbeauftragte können dazu beitragen, dass solche Unfälle vermieden werden, indem sie im Unternehmen für das Thema Ladungssicherung ­sensibilisieren. „Sie sind im Betrieb besonders nah dran an Kolleginnen und Kollegen, die für die Sicherung der Ladung verantwortlich sind“, so Schemel.

Die Verantwortungskette beginnt bei der Fahrzeughalterin oder dem Fahrzeughalter, in den meisten Fällen der Geschäftsführung. Sie hat dafür zu sorgen, dass das Fahrzeug für die zu transportierende Ladung auch geeignet ist. Hier greift die DGUV Vorschrift 70 „Fahrzeuge“: Fahrzeuge müssen demnach so beschaffen sein, dass Ladung gegen Verrutschen, Verrollen und Umfallen gesichert ist oder gesichert werden kann.

Lastenverteilung für die Ladungssicherung festlegen

Der Lastverteilungsplan (LVP) des Fahrzeugs muss dem Betrieb und den Fahrzeugführenden bekannt sein. Sollte ein solcher Plan nicht vorhanden sein, kann man sich einen eigenen erstellen. „Im LVP wird festgelegt, in welchem Bereich der Ladefläche sich der Gesamtschwerpunkt der Ladung befinden muss, um einzelne Achsen nicht zu überlasten oder die Mindestachslast der Lenkachse nicht zu unterschreiten“, sagt Schemel. „Grundsätzlich sollte der Schwerpunkt so tief wie möglich und möglichst auf der Längsmittellinie liegen.“ Das kann zur Herausforderung werden. Zum Beispiel dann, wenn, wie in Lieferfahrzeugen üblich, Ladungen an mehrere Empfänger gehen und sich die Lastverteilung verändert. Der Transport muss so geplant werden, dass diese im Fahrzeug gleichbleibt.

Laut Straßenverkehrsordnung muss die Person die Ladung sichern, die das Fahrzeug führt. Zumindest, wenn sie selbst lädt oder bei der Verladung anwesend ist. Wenn jemand anderes das Fahrzeug beladen hat, muss sie die Ladungssicherung kontrollieren – und notfalls ablehnen, die Fahrt durchzuführen. Um Lastverschiebungen unterwegs zu verhindern, werden üblicherweise Zurrgurte eingesetzt. Wichtig: Vor jeder Anwendung sollten alle Zurrgurte einer Sichtprüfung unter­zogen werden, einmal im Jahr sogar durch eine speziell für diesen Fall beauftragte Person. Beschädigte Zurrgurte müssen ausgetauscht werden.

Gut zu wissen: Arten des Zurrens

Formschlüssig sichern

  • Direktzurren: Zurrgurte an Befestigungspunkten an der Ladung anbringen. Diese wird formschlüssig mit der Ladefläche verbunden.

© raufeld

Schrägzurren

Mit zwei Paaren symmetrisch angeordneter Zurrgurte sichern auf allen Seiten in alle Richtungen am Boden.

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Kopfschlingzurren

Wenn die Ladung keine Befestigungspunkte hat, kann sie durch eine sogenannte Kopfschlinge gesichert werden.

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Diagonalzurren

Vier Zurrmittel werden benötigt. Jedes davon sichert die Ladung in zwei Richtungen.

Kraftschlüssig sichern

© raufeld

Niederzurren

Zurrgurte pressen die Ladung auf die Ladefläche und sichern sie dadurch. Die Reibung hält die Ladung auf der Fläche fest.

Formschluss vor Kraftschluss

Grundsätzlich lässt sich Ladungssicherung in „Formschluss“ und „Kraftschluss“ unterteilen, wobei Formschluss vorzuziehen ist. Bei diesem wird die Ladung von allen Seiten gesichert, etwa wenn sie lückenlos von den festen Wänden des Transportfahrzeugs umgeben wird. Ein Beispiel für den Kraftschluss ist das Niederzurren. Dabei wird die Nutzlast mittels über die Ladung verlaufender Zurrgurte auf den Boden gedrückt und durch Reibung gegen Verrutschen gesichert. Das sei immer nur die zweitbeste Lösung, so Schemel. Sinnvoll sei in jedem Fall, Antirutschmatten zusätzlich einzusetzen, um die Reibung zwischen der Ladefläche und der Ladung zu erhöhen. Kantenschoner helfen, die Vorspannkraft des Zurrgurtes gleichmäßiger zu verteilen.

Sicherheitsbeauftragte sollten mit allen am Transport Beteiligten sprechen, sie über mögliche Risiken bei unzureichender Ladungssicherung aufklären und auf ihre Verantwortung hinweisen“, sagt Schemel. Probleme mit unzureichender Ausstattung der Fahrzeuge, mangelnder Ausrüstung mit Ladungssicherungshilfsmitteln oder Erfahrungen mit der Transportsicherheit bestimmter Fahrzeugtypen können sie der Geschäftsleitung zurückmelden. Ebenso könnten Sicherheitsbeauftragte darauf achten, ob die mitgeführte Ausrüstung zur Ladungssicherung vorhanden ist und ob die Beladepläne des Unternehmens eingehalten werden.