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Gewaltfrei kommunizieren – auch bei der Arbeit
© Raufeld

Sibe-Tipps : Gewaltfrei kommunizieren – auch bei der Arbeit

Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation hilft, Konflikte bei der Arbeit zu vermeiden. Basiswissen dazu kann auch für Sicherheitsbeauftragte nützlich sein.

Im steten Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sein und auch unangenehme Themen ansprechen: Das gehört zu den Aufgaben von Sicherheitsbeauftragten (Sibe). Dabei ist eine klare Gesprächsführung wichtig, um Konflikte zu vermeiden. Hier kann das Handlungskonzept der „Gewaltfreien Kommunikation“ (GfK) helfen.

Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Entwickelt wurde das Konzept in den 1960er-Jahren von Marshall B. Rosenberg. Laut dem US-Psychologen sollte Kommunikation bedürfnisorientiert sein: Wer die eigenen Bedürfnisse verbalisiert und die des Gegenübers reflektiert, sorgt für Klarheit und Wertschätzung. „Viele Menschen agieren aber, ohne zu reflektieren“, sagt Jasmine Kix, Arbeitspsychologin in der Abteilung Prävention der gesetzlichen Unfallversicherung VBG. „Verbale Gewalt kann die Folge sein.“

Wie kann man bei der Arbeit gewaltfrei kommunizieren?

Möchten Sibe etwa ein Problem ansprechen oder fühlen sich missverstanden, können sie sich laut Kix zunächst selbst fragen: Was möchte ich von meinem Gegenüber? Oder: Warum reagiere ich auf eine Äußerung so enttäuscht? Erst nach diesem kurzen Innehalten sollte der Gesprächsfaden aufgenommen werden. Laut Rosenberg sind dabei vier Schritte wichtig: Beobachtung, Gefühl und Bedürfnis wahrnehmen und äußern, dann eine Bitte formulieren – nach folgendem Schema:

„Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“

Ebenso wichtig ist empathisches Zuhören. Ist das Gegenüber aufgebracht oder zieht sich zurück, können Verständnis und Nachfragen das Gespräch in konstruktive Bahnen lenken.

Zwei Beispiele für den Sibe-Alltag

Problem 1: Ein Kollege trägt wiederholt seine Sicherheitsschuhe nicht.

Möglicher Gesprächseinstieg: „Ich habe bemerkt, dass du deine Sicherheitsschuhe nicht trägst, obwohl ich dich mehrfach darum gebeten habe. Das macht mir auch Sorgen, denn diese Schutzmaßnahme ist für alle verbindlich. Ich bitte dich erneut, sie zu tragen – oder gibt es vielleicht ein Problem damit für dich?“

Problem 2: Das Team beschwert sich im Meeting über Lärm im Büro, die Vorgesetzte reagiert genervt. Der Sibe wird gebeten, die Vorgesetzte erneut auf das Problem anzusprechen.

Möglicher Gesprächseinstieg: „Ich habe den Eindruck, dass wir beim Thema Lautstärke feststecken, das verunsichert mich. Ich wünsche mir eine gute Lösung für alle und möchte gerne besser verstehen, wo es hakt. Bitte erkläre mir genauer, was du an dem Thema schwierig findest.“

Wie kann der Start von GfK gelingen?

„Bedürfnisse offen zu formulieren, kann herausfordernd sein, wenn man dies nicht gewohnt ist – gerade im Arbeitskontext“, betont Kix. „Es ist aber allemal besser, als Frust immer runterzuschlucken.“ Wichtig sei etwas Übung und etwas Mut. Sibe können im Betrieb auch einen GfK-Workshop anregen. Die Expertin empfiehlt, das Schema von Rosenberg zunächst für sich als Gedankenexperiment zu nutzen, um die eigene Kommunikation zu überdenken. Das könne schon positive Veränderungen herbeiführen.

Zum Nachlesen

Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens (2016), Verlag Junfermann