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Wenn der Rücken es schwer hat
Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass Beschäftigte Lasten mit Muskelkraft bewegen. Sind die Lasten zu schwer, kann der Rücken darunter leiden. © Getty Images/Halfpoint

Gesundheitsschutz : Wenn der Rücken es schwer hat

Lasten mit hohem Gewicht beanspruchen den Rücken. Um ihn gesund zu halten, können Sicherheitsbeauftragte Beschäftigte über Hebe­techniken und Dehnübungen informieren.

Ware verräumen, Kisten verladen oder Personen bewegen: Körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten gibt es in vielen Berufen. Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, die die Belastungen reduziert, ist in diesen Berufen besonders wichtig, da es sonst zu Rückenproblemen kommen kann.

Akut treten beispielsweise Verspannungen, Bewegungseinschränkungen oder Zerrungen auf. Doch auch chronische Leiden wie Arthrose, Ischias­beschwerden oder ein Bandscheibenvorfall drohen. Ihre Ursache: Bewegungen oder Haltungen, die den Rücken falsch oder zu stark beanspruchen.

Langes, gebücktes Arbeiten ­vermeiden

Wichtig ist, dass Beschäftigte beim Heben und Tragen bewusst auf ihre Körper­haltung achten. „Je mehr sich der Oberkörper beim Heben oder Tragen nach vorne neigt, desto stärker wird er beansprucht“, sagt Ines Schalk, Referentin für ­physische Belastungen bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW).

Beschäftigte sollten darauf achten, Lasten nah am Körper zu tragen und den Rücken möglichst gerade zu ­halten. Keinesfalls sollte man den Rücken ­krümmen oder ins Hohlkreuz gehen.

Technische Hilfsmittel verwenden statt selbst Lasten tragen

Die beste Lösung für den Transport schwerer Gegenstände sind Hilfsmittel wie eine Sackkarre oder ein Elektro-Hubwagen. „Studien haben ergeben: Hilfsmittel zu schieben, ist bei besonders schweren Lasten ein bisschen rückenschonender als sie zu ziehen“, so Ines Schalk.

Aber: Selbst wenn Beschäftigte alle Vorsichtsmaßnahmen beachten, kann der Rücken die Belastung auf Dauer übel nehmen. Dafür muss weder die Last sehr schwer noch die Hebetechnik falsch sein. Bewegungen, die sich häufig wiederholen, können den Rücken schädigen, so die Expertin. Ebenso Tätigkeiten, bei denen Beschäftigte lange Zeit in einer vorgebeugten Haltung arbeiten – etwa beim Fliesenlegen oder in der Pflege.

Auch Pflegekräfte sollten für ihre Rückengesundheit sensibilisiert werden. © Adobe Stock/J. Stanojkovic

Mit Leitmerkmalmethode körperliche Beanspruchung ermitteln

Die körperliche Beanspruchung am Arbeitsplatz müssen Führungskräfte mit der Gefährdungsbeurteilung ermitteln. Als Orientierung kann hierzu die DGUV-Checkliste verwendet werden. Diese hilft bei der Beurteilung, welche körperlichen Belastungsarten eine Gefährdung für die Beschäftigten darstellen können.

Ist eine ergänzende Beurteilung erforderlich, kann beispielsweise die Leitmerkmalmethode „Heben, Tragen, Halten“ angewendet werden. Je nach Höhe des ermittelten Punktwertes erfolgt die Zuordnung in einen von vier Risikobereichen. Arbeitgebende sollten nach dem STOP-Prinzip vorgehen – also durch Substitution sowie technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen eine rückenfreundlichere Arbeitsumgebung schaffen.

Gut zu wissen

Gefährdungen ermitteln mit der Leitmerkmalmethode

Die Leitmerkmalmethode (LMM) ist eine Art der Gefährdungsbeurteilung. Dabei werden für bestimmte Kriterien ­Punkte vergeben und ­diese summiert.

Das Ergebnis zeigt, wie stark der Körper bei der Arbeit beansprucht wird und wie wahrscheinlich eine Überbeanspruchung mit gesundheitlichen Folgen ist.

Kriterien:

  • Häufigkeit der ­belastenden Tätigkeit
  • Gewicht der Last
  • Art der Lastaufnahme (ein- oder beidhändig, Lastverteilung)
  • Körperhaltung sowie Ausgangs- und Ziel­position

Geeignet zum Beispiel für:

  • manuelles Heben, ­Halten und Tragen von Lasten
  • manuelles Ziehen und Schieben von Lasten
  • manuelle Arbeit­sprozesse
  • Körperzwangshaltung

Muskulatur trainieren. um Rückenleiden vorzubeugen

Darüber hinaus können Beschäftigte auch selbst viel tun, um Rückenleiden vorzubeugen. „Generell hilft es, wenn der Rücken in einem guten Trainingszustand ist“, so Schalk. Um das zu fördern, sollten Unternehmen beispielsweise betriebsinterne Rückenkurse für die Beschäftigten anbieten.

Sicherheitsbeauftragte können solche Kurse bei den Verantwortlichen vorschlagen. Sollten Betriebe selbst keine ­Kurse durchführen können, sind Angebote in der Nähe des Betriebs eine Alternative.

Zeitdruck kann Rückenbeschwerden befördern

Beim Thema Rückengesundheit wird nach Meinung von Ines Schalk die Psyche oft zu wenig beachtet: „Stress kann Verspannungen im Rücken begünstigen. Dies kann Schonhaltungen begünstigen, die wiederum zu einer ungünstigen Körperhaltung beim Heben und Tragen führen.“

Unternehmen sollten die Arbeit so gestalten, dass Beschäftigte sich bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten nicht hetzen müssen. Auch eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre trägt dazu bei, dass ­Beschäftigte ihre Rückengesundheit bei der Arbeit besser im Blick behalten. Sicherheitsbeauftragte können bei Kolleginnen und Kollegen auf Anzeichen von Stress und Über­beanspruchung achten und sie gegebenenfalls ansprechen.

Das können Sicherheitsbeauftragte tun:

  • Für besonders schwere Lasten passende Hilfsmittel wie Wagen oder Sackkarren bei Führungskräften einfordern
  • Materialien hoch lagern und Arbeitshöhe ­anpassen, denn: Von Knie- oder Hüft­höhe aus zu heben, schont den ­Rücken
  • Beschäftigte daran erinnern, Hilfsmittel für den Transport von Lasten zu nutzen
  • Schulungen zu rücken­gerechtem Heben und Tragen sowie Rückenkurse anregen
  • Poster und Materialien zum Thema im Betrieb aus­hängen oder ver­teilen

Bei Rückenleiden hilft der betriebsärztliche Dienst

Doch was tun, wenn der Rücken bereits schmerzt und keine Besserung in Sicht ist? Dann können Sicherheitsbeauftragte betroffenen Kolleginnen und Kollegen den Gang zum betriebsärztlichen Dienst empfehlen. Die Fachleute forschen nach, welche Fehlbelastungen zu den Rücken­beschwerden geführt haben. Gegebenenfalls verschreiben sie Rückenschulungen, Physiotherapie oder andere Maßnahmen.