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Beschäftigte erfolgreich für UV-Schutz sensibilisieren

Gesundheitsschutz : Beschäftigte erfolgreich für UV-Schutz sensibilisieren

Wie können Kolleginnen und Kollegen dazu bewegt werden, sich vor gefährlicher UV-Strahlung zu schützen? Arbeitspsychologin Dr. Christine Gericke weiß Rat.

Frau Dr. Gericke, im Frühling ist die Sonne oft hinter einer Wolkendecke verschwunden. Ihre UV-Strahlung ist trotzdem da. Wie kann man gut auf die Gefahren und Schutzmaßnahmen aufmerksam machen?

Das Thema hat saisonalen Charakter. Ich muss mich im Frühjahr, wenn die Sonne wieder rauskommt, daran erinnern, mich zu schützen. Das kann mit einer betrieblichen Aktion klappen, die Sicherheitsbeauftragte vorschlagen können. Man könnte sich zum Beispiel gezielt an die Beschäftigten wenden, die im Freien arbeiten, also etwa die Außendienstler. Die haben häufig einen Spind im Betrieb und ein Dienstfahrzeug. Im Frühling dort eine kleine Tube Sonnencreme hinterlegen, gerne mit einem Spruch drauf: „Die Sonne kommt wieder raus – denk daran“ oder auch etwas Lustiges. Oder im Dienstwagen einen Sonnenbrillenhalter so anbringen, dass er gleich zu sehen ist. Dann wird die Sonnenbrille nicht vergessen.

Diese „Nudges“ oder Stupser sind also wirksame Mittel?

Ja, durchaus. Man könnte auch anbieten, Mitarbeitenden solche Stupser mit nach Hause zu geben. Die kleine Tube Sonnencreme, die sie sich dort am Badezimmerspiegel befestigen. Die Tube sehen sie gleich morgens beim Zähneputzen und werden daran erinnert, sich einzucremen. Das wird im besten Fall dann ein täglicher Automatismus.

Dr. Christine Gericke ist Arbeits­psychologin bei der BG ETEM. Bei betrieblichen Hautschutztagen veranstaltete sie Workshops zum Thema UV-Strahlung. © BG ETEM

Wie sollten Sicherheitsbeauftragte Kolleginnen und Kollegen ansprechen, die zum Beispiel die Sonnenschutzkleidung nicht anziehen?

Mit Vorschriften zu argumentieren, ist nicht der richtige Weg. Fragen zu stellen, warum die Kleidung nicht getragen wird, ist schon besser. Am besten ist eine persönliche Herangehensweise. „Ich mache mir Sorgen um dich als Kollegen“ – in diese Richtung. Wenn Sicherheitsbeauftragte auch noch ein bisschen älter sind als die andere Person und sie ein paar mehr Erfahrungen mit Sonnenexposition gemacht haben, hat das erkennbar Wirkung.

Sie können sagen: „Ja, früher, als ich noch jung war, da hatte ich auch keine Probleme mit der Sonne. Aber mittlerweile merke ich, dass ich am Ende eines Tages, wenn ich unter freiem Himmel unterwegs war und keinen Kopfschutz aufhatte, dann matschig in der Birne werde.“ Sie lernen also aus ihren Fehlern. In diese Richtung zu argumentieren, kommt gut an. Oder man wird noch persönlicher.

Können Sie ein Beispiel geben?

Die Sorge um andere Menschen kann man mit einer persönlichen Geschichte belegen. Das können Erfahrungen mit erkrankten Kolleginnen oder Kollegen oder auch mit der eigenen Mutter sein, die gerade eine Krebsoperation hatte. Denn diese ganzen Folgen der Sonnenexposition, Hautkrebs etwa, treten langfristig auf, meist erst in späteren Jahren. Das Arbeitsleben ist dann oft schon vorbei.

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Was können Sicherheitsbeauftragte noch tun?

Vorbild sein! Ein Beispiel: Viele Beschäftigte möchten keine Sonnenhüte aufsetzen, weil die angeblich nicht gut aussehen. Wenn dann ein Sicherheitsbeauftragter selbstbewusst den Hut aufsetzt, bleibt das nicht ohne Wirkung. Diese lässt sich sogar noch verstärken, wenn außen ein Spruch zu lesen ist: „Sieht scheiße aus, schützt aber“, so in die Richtung, passend zum im Betrieb herrschenden Ton. Mit gutem Beispiel voranzugehen funktioniert bei vielen Themen sehr gut – nicht nur beim Sonnenschutz.