Link to header
Verschlechterte Berufsgesundheit in der Pflege
Pandemie und Personalnotstand haben die Arbeitssituation für Beschäftigten in Pflegeberufen verschärft. © Istock / Meeko Media

Gesundheitsschutz : Verschlechterte Berufsgesundheit in der Pflege

Tiefstand des Berufsgesundheits-Index Pflege 2022 bei Arbeitsbedingungen, Arbeits- und Erwerbsfähigkeit und Ressourcen. Hauptursache war die Pandemie.

Zum dritten Mal liegen die Ergebnisse des Berufsgesundheits-Index (BeGX) Alten- und Krankenpflege vor. Dieser spiegelt wider, welche Einflüsse die Gesundheit und die Arbeitssituation von Pflegepersonal verbessern oder belasten.

Der von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) errechnete Wert für das Jahr 2022 sinkt in der Altenpflege auf 90 Punkte (2021 noch 99 Punkte). In der Krankenpflege werden nur noch 77 Punkte festgestellt (2021 noch 88 Punkte). Der neue Index konstatiert damit einen Tiefstand bezüglich Gesundheit und Arbeitssituation bei in der Alten- und Krankenpflege tätigen Menschen.

Präsentation Berufsgesundheits-Index 2022

Eine Präsentation der Daten gibt es auf der Website der BGW. Der vollständige Bericht wird 2025 veröffentlicht.

Der Berufsgesundheits-Index Pflege beruht auf einem ganzheitlichen Verständnis. Neben gesundheitlichen Belastungsfaktoren werden auch sozioökonomische Faktoren miteinbezogen. Berechnet wird der Index über die vier Dimensionen:

  • Ressourcen (z. B. Weiterbildung und Einkommenszufriedenheit)
  • Arbeitsbedingungen (z. B. Überstunden und wechselnde Arbeitszeiten)
  • Arbeits- und Erwerbsfähigkeit (z. B. Krankheitstage, Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und Risiken der Erwerbsminderung) und
  • Medien-Meinungsklima (Anerkennung und Wertschätzung in der Öffentlichkeit)

Sinkende Werte bei der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit, Ressourcen und Arbeitsbedingungen

Sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege gehen die Index-Werte am stärksten bezüglich der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit zurück: in der Altenpflege von 48 auf 25 Punkte (23 Punkte weniger) und in der Krankenpflege von 24 auf 7 Punkte (17 Punkte weniger). Die Werte ergeben sich aus vermehrten Arbeitsunfähigkeitstagen, höherem Risiko für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie dem Anstieg der Inanspruchnahme der Erwerbsminderungsrente.

Bei der Krankenpflege sank der Wert der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit am stärksten. © DIW Econ. Indexierte Werte (Basisjahr = 2013) auf Basis von Daten der AOK, BGW, DGUV, DRV Bund, von Media Tenor, der Bundesagentur für Arbeit und des SOEP / raufeld

 

Die Hauptursache dafür war die COVID-19-Pandemie. Die Verdachtsanzeigen auf eine Infektion mit COVID-19 als Berufskrankheit erreichten 2022 ihren Höchststand. Auch wenn sich der Verdacht auf eine berufsbedingte Erkrankung nicht immer bestätigte, so hatte die Branche doch langfristig mit enormen Ausfällen zu kämpfen und musste über 4.000 Erkrankte mit Reha-Maßnahmen unterstützen.

Auch bei den Ressourcen verzeichnet der neue Index einen Werteabfall. Die Zufriedenheit mit der Arbeit ging zurück, ebenso die Zahl an absolvierten Weiterbildungen, was sich in der Krankenpflege in einem Rückgang von 11 Punkten äußerte (von 108 auf 97), in der Altenpflege von 7 Punkten (von 99 auf 92).

Bezüglich der Arbeitsbedingungen ließ sich positiv vermerken, dass die Sorge um den Arbeitsplatz nach wie vor gering war. Dafür stieg die Anzahl an Überstunden, und es wurden mehr befristete Arbeitsverträge gemeldet.

Auch in der Altepflege sank der Wert der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit auffällig. © DIW Econ. Indexierte Werte (Basisjahr = 2013) auf Basis von Daten der AOK, BGW, DGUV, DRV Bund, von Media Tenor, der Bundesagentur für Arbeit und des SOEP / raufeld

Schwankungen beim Medien-Meinungsklima

Die zu Beginn der Pandemie noch ausgesprochen positive und wertschätzende Medienberichterstattung (2020 lag der Wert bei 120 Punkten) nahm im Laufe der Jahre ab. 2022 erfuhr die Krankenpflege wesentlich weniger positive mediale Aufmerksamkeit als noch 2020. Der Wert in diesem Bereich stieg nur in der Altenpflege, was teilweise auf Berichte über Lohnsteigerungen zurückzuführen ist.

Der Berufsgesundheits-Index (BeGX) Alten- und Krankenpflege

Der erste BeGX wurde 2022 erhoben und betrachtete die Entwicklungen im Zeitraum 2013 bis 2020. Der zweite Index weitete den Betrachtungszeitraum auf die Jahre 2013 bis 2021 aus. Die neuen Ergebnisse des 2025 erscheinenden dritten Index für die Jahre bis 2022 belegen, in welchem Ausmaß Pandemie und Personalnotstand die Gesundheit und Arbeitssituation im Pflegebereich verschärft haben.

Die genutzten Daten stammen vom Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), der DRV Bund, der AOK, der deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und von Media Tenor.