Link to header
Den Arbeitsplatz als sozialen Ort neugestalten
Beschäftigte sollten ihre Präsenzzeit im Unternehmen gezielt für den Wissensaustausch und gemeinsames Arbeiten nutzen können. © Adobe Stock/Jacob Lund

Gesundheitsschutz : Den Arbeitsplatz als sozialen Ort neugestalten

Wie Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten, hat sich zuletzt stark verändert. Drei gute Gründe, warum Unternehmen gerade deshalb den kollegialen Zusammenhalt stärken.

Dank Laptop und digitalen Kommunikations-Tools ortsflexibel arbeiten: Was während der Corona-Pandemie eine rasch eingeführte Übergangslösung war, wollen sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte fortführen. In der „Neuen Normalität“ arbeitet die Belegschaft mal von zu Hause aus, mal im Betrieb.

Dies hat zur Folge, dass Kolleginnen und Kollegen in einigen Branchen mittlerweile von verschiedenen Orten aus zusammenarbeiten und digital miteinander kommunizieren. Diese neue Art der Zusammenarbeit hat viele Vorteile. Für Unternehmen ergeben sich dadurch aber auch Herausforderungen. Mit ihnen befasst sich der Rat der Arbeitswelt in einem Positionspapier. Der Rat der Arbeitswelt wurde 2020 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vorgestellt und setzt sich aus Fachleuten verschiedener Fachrichtungen zusammen.

Betriebe erfüllen als soziale Orte wichtige Funktion

Mit anderen interagieren und sich mit ihnen verbunden fühlen – das ist ein menschliches Grundbedürfnis. Eine Schlüsselrolle kommt hierbei dem Arbeitsplatz zu. Hier erleben wir täglich Kollegialität, Austausch und Gemeinschaft. Der Betrieb als sozialer Ort hat in der Lebenswelt vieler Menschen einen festen Platz.

Wenn jedoch Kolleginnen und Kollegen sich aufgrund hybrider Arbeitsmodelle kaum noch sehen und überwiegend digital kommunizieren, könnte dieser wichtige Ort sozialer Interaktion verlorengehen. Deshalb ruft der Rat der Arbeitswelt dazu auf, Unternehmen als soziale Orte weiterhin zu erhalten. Unternehmen sollten ortsflexible Arbeitsmodelle – wenn betrieblich umsetzbar – zwar weiterhin ermöglichen. Dass Beschäftigte jedoch dauerhaft und in Vollzeit nicht im Betrieb arbeiten, sei nur selten gewinnbringend, so der Rat der Arbeitswelt. Ein Mix aus Präsenzbetrieb und ortsflexiblem Arbeiten lohne sich hingegen.

Tipps für Sicherheitsbeauftragte

  1. Beschäftigte, die häufig im Homeoffice arbeiten, aktiv ansprechen und nachfragen, ob es Probleme gibt.
  2. Bei Führungskräften eine Umfrage anregen, was Beschäftigte im Betrieb benötigen, um gut miteinander arbeiten zu können.
  3. Maßnahmen zum Teambuilding vorschlagen
  4. Über ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und Einhaltung der Arbeitszeiten im Homeoffice informieren.
  5. Bei anbahnenden Konflikten auf Führungskräfte zugehen und eine Aussprache im Team bewirken.

Warum das soziale Miteinander im Betrieb wichtig ist:

1. Kollegiales Miteinander setzt Ideen frei

Wenn Beschäftigte kaum oder gar nicht mehr am Arbeitsplatz zusammenkommen, leidet nach Einschätzung des Rats der Arbeitswelt unter anderem die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Soziale Interaktion treibt kreative Prozesse voran – etwa, wenn Probleme gelöst oder Ideen entwickelt werden sollen.

Für Kreativität und Einfallsreichtum sind vor allem informelle Zusammenkünfte wichtig. Ob beim Vorbeigehen im Flur, beim spontanen Aufeinandertreffen in der Teeküche, am Drucker oder Aufzug: Sie fördern einen schnellen und assoziativen Informationsaustausch, der virtuell kaum abgebildet werden kann.

2. Soziale Interaktion am Arbeitsplatz macht zufrieden

Persönlicher Austausch festigt auch das Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen untereinander. Er stärkt das Zugehörigkeitsgefühl zur Belegschaft und zum Unternehmen, wodurch Beschäftigte wiederum motiviert arbeiten und zufrieden sind. Zwischenmenschliche Interaktion trägt darüber hinaus ganz wesentlich zur Gesundheit und dem Wohlbefinden von Menschen bei. Aus diesem Grund sollte die Zusammenarbeit in den Arbeitsstätten gefördert werden.

3. Betrieblicher Zusammenhalt stärkt für künftige Herausforderungen

Der Rat der Arbeitswelt ist davon überzeugt, dass ein kollegialer Zusammenhalt Unternehmen weniger anfällig macht gegenüber Krisen und anderen Herausforderungen. Das zeigt das Beispiel der Corona-Pandemie: Unternehmen konnten deshalb so schnell und unkonventionell auf die neuen Umstände reagieren, weil die betriebliche Gemeinschaft an einem Strang zog. Jeder und jede Einzelne wirkte aktiv daran mit, dass das unternehmerische Handeln unter Einhaltung des Infektionsschutzes fortgeführt werden konnte.

Deshalb ist es auch in Hinblick auf künftige Krisen und Veränderungsprozesse wichtig, den betrieblichen Zusammenhalt zu fördern, Denn nur wenn Kolleginnen und Kollegen, Führungskräfte und Unternehmensleitung zusammenhalten, sich gegenseitig unterstützen, füreinander Verantwortung übernehmen und alle mitgenommen werden, können Unternehmen Herausforderungen erfolgreich meistern.

FAQ Homeoffice

Was Arbeitgebende und Beschäftigte auch nach dem Ende der ...

Arbeitsplätze vor Ort überdenken und neu organisieren

Gerade dann, wenn virtuelle Kommunikation und das Arbeiten auf Distanz zunehmen, sollten Unternehmen den persönlichen Austausch zwischen den Beschäftigten fördern. Dazu gehört es auch, die Arbeitsplätze vor Ort unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls neuzugestalten. Damit Beschäftigte ihre Präsenzzeit gezielt für soziale Interaktionen, den Wissensaustausch und kooperatives Arbeiten nutzen können, benötigen sie entsprechend gestaltete Arbeitsplätze.

Zu einem stimmigen Raumkonzept gehören sowohl Räume, die dem fachlichen und formellen Austausch vorbehalten sind, als auch Bereiche, die offene und spontane Kommunikation ermöglichen. Arbeitsplätze für konzentriertes Arbeiten oder die Bearbeitung vertraulicher Dokumente sind ebenfalls einzuplanen.

Klicktipp

Mit diesen Tipps bleiben Sicherheitsbeauftragte mit Kolleginnen und Kollegen auch auf Distanz in Kontakt.

Konflikte im Team frühzeitig ansprechen

Unternehmen sollten sich auch bewusst machen: Wenn einige Beschäftigte vermehrt im Homeoffice arbeiten, wirkt sich das nicht nur auf sie selbst und ihre nächsten Kolleginnen und Kollegen aus, sondern auf das gesamte Unternehmen. Innerhalb der Belegschaft könnte ein Riss entstehen – zwischen denjenigen, die regelmäßig im Betrieb sind, und denjenigen, die überwiegend im Homeoffice arbeiten.

Eine solche Spaltung könnte beispielsweise daraus entstehen, dass sich manche benachteiligt oder übergangen fühlen. Auch Vorurteile gegenüber Personen im Homeoffice – etwa, dass sie nur wenig arbeiten würden – stören das Betriebsklima. Dann ist es Aufgabe von Führungskräften, sich anbahnende Konflikte anzusprechen und Lösungen zu finden.