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Sport in der Reha
In der Ergotherapie übt Schulz arbeitsplatzspezifische Tätigkeiten, etwa Lasten bewegen und Leitern hochsteigen. © Olaf Janson

Gesundheitsschutz : Sport in der Reha

Nach einem Arbeitsunfall kämpft sich Oliver Schulz zurück an den Arbeitsplatz. Dazu trainiert er in der Reha Beweglichkeit und Kraft.

Ein Arbeitsunfall kann einen so richtig aus der Bahn werfen. Erlebt hat das Oliver Schulz. Der Funktechniker und Industriekletterer war Anfang des Jahres mit einigen Kollegen dabei, eine Funkanlage instand zu halten. Auf einer Leiter in fünf Metern Höhe verlor er plötzlich das Gleichgewicht und fiel. Reflexartig streckte er dabei beide Arme nach vorne, um sich abzufangen.

Die traurige Bilanz: offener Bruch am rechten Arm, Trümmerbruch am linken Handgelenk. Im Hubschrauber ging es ins Unfallkrankenhaus in Bremen und dort direkt in den OP.

Erfolgreiche Wiedereingliederung an den Arbeitsplatz in Aussicht

Gut fünf Monate später zieht Schulz mit seinen beiden Händen Gewichte von mehreren Kilo in die Höhe. In der Sporthalle des Berliner Rehazentrums REHA Bergmannstraße trainiert er Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Die Folgen des Unfalls sind dem 37-Jährigen kaum noch anzumerken. Nur zwei rosa Narben in der rechten Armbeuge zeugen noch sichtbar davon. „Der ursprüngliche Zustand meiner Arme ist nahezu komplett wiederhergestellt. Bleibende Schäden werde ich zum Glück nicht davontragen“, sagt Schulz sichtlich erleichtert.

Sein Reha-Ziel hat er fast erreicht: Die Wiedereingliederung an seinen Arbeitsplatz steht kurz bevor. Bis dahin erhält er Erweiterte Ambulante Physiotherapie (EAP). Die Kosten der Heilbehandlung und Reha nach einem Arbeitsunfall übernimmt die gesetzliche Unfallversicherung vollständig.

Klicktipp

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Sport in der Reha erhöht die Selbstwirksamkeit

Täglich mehrere Stunden absolviert Schulz im Rehazentrum unter anderem Physio- und Sporttherapie. „Bewegung spielt in der Reha eine große Rolle. Es geht zum einen da­rum, die unfallbedingten Einschränkungen zu beseitigen, zum anderen die allgemeine Leistungsfähigkeit nach wochenlanger Ruhigstellung wiederherzustellen“, erklärt Physiotherapeut André Jünemann.

Die körperlichen Fähigkeiten sind dabei nur ein Aspekt. Jünemann: „Sport in der Reha hat immer eine psychische Komponente. Der Patient nimmt sein Schicksal sprichwörtlich selbst in die Hand und arbeitet aktiv am Rehaziel mit. Zudem stärkt und erneuert Sport das Vertrauen in den Körper.“

Bei der Physiotherapie ­trainiert Schulz Kraft und Beweglichkeit der geschädigten Gelenke. © Olaf Janson

Beschäftigte müssen Reha nicht selbst planen

Die ambulante Reha ist für Schulz eine von vielen Stationen seit dem Arbeitsunfall. Zuvor absolvierte er unter anderem eine vierwöchige stationäre Reha im BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin. Während der gesamten Reha ist Schulz nicht auf sich allein gestellt. An seiner Seite stehen ein Durchgangsarzt sowie Carolin Amberg, Reha-Managerin der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM).

Amberg schildert: „Meine Aufgabe ist es, Herrn Schulz vom Arbeitsunfall bis zur Wiedereingliederung zu begleiten. Ich kläre offene Fragen zum Ablauf der Reha und behalte den Rehaplan im Blick.“ Den Rehaplan hat die Reha-Managerin gemeinsam mit Schulz und dem Durchgangsarzt entworfen. Der Plan legt die erforderlichen Rehamaßnahmen fest sowie den Zeitplan bis zur Wiedereingliederung. Stetig wird er mit dem Genesungsfortschritt abgeglichen und aktualisiert.

Gut zu wissen

Wer unterstützt bei der Reha nach einem Arbeitsunfall?

Beschäftigte müssen die Reha nicht allein stemmen. Unmittelbar nach einem Arbeits- oder Wegeunfall kontaktiert eine Reha-Managerin oder ein Reha-Manager der zuständigen Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse die betroffene Person und begleitet sie durch den gesamten Rehaprozess. Das Reha-Management umfasst:

  • Alle erforderlichen Leistungen planen. Bei der Suche nach geeigneten Leistungsträgern helfen und beraten
  • Reha gemeinsam mit Versicherten, Ärztinnen und Therapeuten koordinieren, steuern und verfolgen
  • Das Ziel, die dauerhafte Teilhabe am Arbeitsleben, im Blick behalten
  • Versicherte unterstützen, ein selbstständiges Leben zu führen

Arbeitsplatzspezifische Aufgaben und Abläufe trainieren

Im Rehazentrum hat Schulz sein Gerätetraining beendet. Weiter geht’s zur Ergotherapie. Unter der Anleitung von Ergotherapeutin Stephanie Lukas trainiert der Funkmechaniker arbeitsplatzspezifische ­Bewegungen. Lukas erklärt: „Wir simulieren konkrete Aufgabenstellungen am Arbeitsplatz, zum Beispiel Klettern, das Arbeiten mit Seilzügen und Leitersteigen mit Zusatzlast.“

Hintergrund

Sport in der Reha hilft und motiviert langfristig:

  • Zielgerichtet: Beschäftigte sollen nach einem Arbeits-­ oder Wegeunfall den gewohnten Tätigkeiten in Beruf und Alltag nachgehen können. Bestenfalls trägt Sport während der Reha dazu bei, die Erwerbsfähigkeit zu sichern oder zu verbessern, zumindest aber eine Verschlechterung abzuwenden.
  • Vielfältig: Um die Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates bestmöglich wiederherzustellen, greifen meist verschiedene Therapien und Trainings ineinander, zum Beispiel: Krankengymnastik, Physio- und Ergotherapie, Schwimmen und Klettern. Die tägliche Therapiezeit beträgt drei bis acht Stunden.
  • Nachhaltig: Sport in der Rehabilitation soll mobilisieren, motivieren und zu einem positiven Körper-gefühl beitragen. Ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ sollen die Beschäftigten dazu ermuntert werden, auch nach der Reha sportlich aktiv zu bleiben – ob im Breiten- oder Behindertensport.

Ausgezeichneter Reha-Erfolg dank Sport

Die Reha des Funkmechanikers verläuft überraschend gut. Von den komplizierten Brüchen haben sich die Gelenke gut erholt. Sie sind so beweglich wie vor dem Sturz, auch Ausdauer und Feinmotorik verbessern sich stetig. Schulz ist sich bewusst, dass er diesen Erfolg dem unermüdlichen Training zu verdanken hat: „Die Reha beinhaltet Bewegung in jeglicher Hinsicht, von Schwimmen über Klettern bis Tischtennis. Das macht Spaß, trainiert aber vor allem mein Handgelenk.“

Auf die Frage, ob der Funktechniker nach dem Arbeitsunfall nicht Angst davor hätte, wieder auf eine Leiter zu steigen, schüttelt er energisch den Kopf: „Gar nicht! Ich bin Feuer und Flamme, wieder arbeiten zu können und einfach ein normales Leben zu führen.“